Montag, 21. September 2015

DAS RIECHT NACH MEHR

Der Herbst kommt nun so langsam in die Gänge. Die Jahreszeit, die ich so sehr liebe.
Die Nächte werden länger und kälter, Regen und Wind runden die ganze Sache ab.
Fangwetter!
Für mich die Zeit, in der ich an den Gewässern anfange, richtig zu füttern. Denn die Fische haben Hunger, sie brauchen Kraftreserven für den Winter.
Seit einer Woche hatte ich meinen Platz mit Futter vorbereitet.
Der Wind stand schon die ganze Woche genau auf meine Angelstelle, die neben ein paar überhängenden Büschen liegt.

Ich hatte offenbar den richtigen Riecher

Ich fütterte täglich einen 10-Liter-Eimer Partikel und etwa ein Kilo BBQ & Krill Boilies.
Einige Boilies warf ich dabei direkt in Ufernähe unter den überhängenden Büschen ins flache Wasser. Ich wollte sehen, ob mein Futter angenommen wurde.
Und siehe da: schon am zweiten Tag waren meine Boilies weg, der Boden komplett umgewühlt. Offenbar hatte ich den richtigen Riecher, die Fische hatten tatsächlich Hunger. Meine Futtermenge konnte ich also beibehalten.

Die Karpfen fressen sich jetzt eine richtige Wampe an

Als ich am Freitag nach der Arbeit am See ankam, rollten sogar einige Fische auf dem Platz. Ein sehr gutes Zeichen für den See, der richtig dünn besetzt ist.
Schnell montierte ich die Ruten und legte sie auf Wassertiefen zwischen zweieinhalb und viereinhalb Metern ab.
Gleich in der ersten Nacht konnte ich zwei schöne Fische fangen, einer davon gute 19 Kilo schwer. Er biss auf einen einzelnen 20er BBQ & Krill Sinker.
Gute 19 Kilo! Nicht schlecht für die erste Nacht.

Den anderen fing ich auf einen kurz über dem Grund aufgepoppten 15mm neongelben Juicy Pinnaple Boilie.
Der Herbst läuft für mich gut an. Das riecht nach mehr.
Also Leute: raus mit Euch ans Wasser!
Und mit ein wenig Vorbereitung sind auch Euch die dicken Herbstbullen sicher.

Der Herbst läuft für mich gut an

Marcel Geritzen

Mittwoch, 16. September 2015

BÖSE ÜBERRASCHUNG

Als leidenschaftlichen Angler durch und durch, so würde ich mich beschreiben. Als jemand, der viel Zeit am Wasser verbracht hat und seine längeren Touren nicht mehr zählen kann. Doch diese eine Tour, die wird mir noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben.

Wie gewohnt sollte mein Trip an die Mosel in Frankreich gehen. Bis ich am Wasser war, lief alles wie gewohnt. Doch dieser Trip sollte alles andere als gewöhnlich werden.
Meine Pechsträhne begann, als beim zweiten Rausfahren meiner Ruten plötzlich mein Benzinmotor streikte – mitten auf dem Fluss!
Alle Kraft und Mühe, ihn wieder zum Laufen zu bringen, war umsonst. Und das ständige Ziehen und Zerren, um den Motor wieder anzuwerfen, blieb nicht folgenlos. Völlig ausgepowert, mit Schmerzen in den Schultern und aufgeschürften Händen, schaffte ich es mit meinen Rudern zurück zum Platz.
Natürlich hatte ich meinen Elektromotor zuhause in Keller stehen lassen. Da stand er gut.
Da für mich das Angeln ohne Motor an der Mosel keinen Sinn machte, musste ich umdisponieren. Ich beschloss, die Aktion Mosel abzubrechen und stattdessen an einem See in der Nähe mein Glück zu versuchen.
Die Ruten liegen, noch sieht alles normal aus. Noch.

Kennt ihr den Moment, wenn ihr nur darauf wartet, dass gleich jemand aus den Gebüsch springt und "versteckte Kamera" ruft?
Genau einen solchen Moment erlebte ich, als ich zurück an mein Auto kam. Während meiner Abwesenheit hatte man mir beide Kennzeichen geklaut. Nicht nur geklaut sondern einfach abgerissen. Da hatte es wohl jemand sehr eilig.
Was hatte ich nur verbrochen?
Dabei sollte der Spaß erst beginnen. Denn schließlich musste ich nun ohne Kennzeichen zum See fahren. Selbstverständlich hatte ich zuvor zu Hause Bescheid gegeben, damit die Angelegenheit der zuständigen Behörde gemeldet werden kann.
Aber wie konnte es anders kommen – auf meinem Weg an den See geriet ich in eine französische Polizeikontrolle. Meine erste seit vier Jahren.
Ihr könnt es Euch vorstellen: ohne Französischkenntnisse und vor allem OHNE Kennzeichen – da hatte ich den Jackpot gewonnen!

Eine böse Überraschung: die Kennzeichen sind weg

Die Beamten machten mir kurz und unmissverständlich klar, was ich schon vorher wusste: ich musste mich erst um neue Kennzeichen kümmern, bevor ich weiterfahren kann.
Aber wie soll man neue Kennzeichen bekommen, wenn man in Frankreich mitten in der Pampa mit einem für fahruntüchtig erklärten Auto festsitzt?
Zumal ich in Deutschland niemanden so einfach beauftragen konnte, mir neue Schilder zu besorgen. Das geht nämlich nur unter Vorlage des Fahrzeugscheins. Und den hatte ich natürlich bei mir.

Nicht einfach geklaut - regelrecht abgerissen!

Letztendlich blieb mir also nichts anderes übrig, als verbotenerweise ohne Kennzeichen nach Hause zu fahren. Meine Angeltour war definitiv gelaufen.
Und selbst zuhause hatte ich mit der Angelegenheit noch jede Menge Rennerei. Denn ich musste meine Kennzeichen zuerst bei der Polizei als gestohlen melden, bevor ich neue ausgehändigt bekam.

Was lernen wir daraus?
Beim Angeln ist man offenbar nie vor unliebsamen Überraschungen sicher.
Und wenn ich jetzt an die Mosel in Frankreich fahre und ich mein Auto irgendwo unbeaufsichtigt stehen lassen muss, schraube ich meine Kennzeichen jedes Mal ab.
Sicher ist sicher.

Philip Jakob

Montag, 14. September 2015

BALSAM FÜR DIE SEELE

Blanken ist nicht cool, blanken macht mürbe.
Wer über Wochen oder sogar Monate nichts fängt, beginnt zu zweifeln.
Am Spot, an den Ködern, am einstigen „Vertrauens-Rig“, an der Futter-Strategie.
Schlussendlich stellt man das gesamte Angeln in Frage. Daran ändern auch viele Jahre Erfahrung und die damit scheinbar gewonnene Gelassenheit nichts. Irgendwann ist einfach Schluss mit lustig!

Wenn die Hanger über Wochen bewegungslos bleiben, ist das gar nicht cool
Außerdem: Zu viele Zweifel sind schlechte Voraussetzungen, wenn der Herbst und damit der große Endspurt des Jahres näher kommt. Denn jetzt braucht man es ganz besonders: jedes Fünkchen Einsatzwillen und Selbstvertrauen. Nur dann kann es an schwierigen Gewässern (vielleicht) gelingen, das Ruder doch noch herum zu reißen, und das Jahr mit einem gewichtigen Abschluss zu krönen.

Vertrauen ist wichtig - auch puncto Köder

Wenn es an meinem Hauptgewässer, einer dünn besetzten Kiesgrube, trotz bevorstehendem Herbst partout nicht laufen will, dann brauche auch ich zwischendurch Abwechslung. Ich muss ausbrechen aus dem gewohnten Trott von aufbauen, nichts fangen und wieder abbauen.
Ich brauche Action, muss wenigstens zwischendurch mal einen Karpfen fangen. Damit ich überhaupt noch weiß, wie´s geht.
Ja, ich bin überzeugt – man kann es vergessen, wie es sich anfühlt, wenn ein Fisch am anderen Ende der Leine zerrt. Alles nur eine Frage der Zeit.
Soweit will ich es nicht kommen lassen. Nur dafür braucht es ein gut besetztes Ausgleich-Gewässer, an dem es nicht so schwer ist, einen Karpfen zu fangen.

Tapetenwechsel: Die Fallen liegen aus - an einem vergleichsweise "einfachen" Gewässer
Gar nicht so einfach zu finden, so ein Gewässer.
Denn „leicht“ ist erfolgreiches Karpfenangeln heute beileibe nicht mehr.
Einfach so einen Fisch fangen, ohne großen Aufwand – das gab es mal in meiner Jugend.
Oder heute nur noch an Gewässern außerhalb meiner Reichweite.
Heute läuft hier an den meisten Gewässern nichts, ohne vorher wenigstens ein wenig Futter hinein zu werfen, oder ohne vorher stundenlang Location zu betreiben, um danach seine Köder auf einen Quadratmeter genau in direkter Nähe zum nächsten Fischmaul zu präsentieren.
Selbst Gewässer, an denen man früher in ein paar Stunden angeln locker drei oder vier Karpfen fangen konnte, präsentieren sich heute in einem komplett anderen Bild. Früher jedes Jahr mit K3 besetzt, sind es heute wahre Low-Stock-Seen.

Fish on! Endlich.

Zumindest gefühlt, wird es dort jedes Jahr schwieriger, zum Erfolg zu kommen. Genau wie an einfachen, vergleichsweise gut besetzten Gewässern.
Aber manchmal klappt es eben doch. Offenbar habe ich alles richtig gemacht, ich hatte den richtigen Riecher. An einem kleinen Vereinstümpel gleiten gleich drei schöne Karpfen hintereinander in meinen Kescher. Mein Rig funktioniert plötzlich wieder, die Karpfen fliegen förmlich auf mein Futter – als hätte ich nie daran gezweifelt.

Ein schlanker Schuppi - Balsam für die (Angler-)Seele
Es sind keine Riesen, die da auf meiner Matte landen.
Mir ist das egal. Hauptsache es zuppelt mal was am anderen Ende.
Balsam für die (Angler-)Seele.

Kay Synwoldt

Freitag, 11. September 2015

GRASKARPFEN von fast 50 PFUND:

Chub Teamangler mit dickem Beifang

Da wird es einem ganz anders, wenn binnen kürzester Zeit 30 oder sogar 40 Meter Schnur von der Rolle gerissen werden. Der Adrenalinpegel steigt und die Knie werden weich. Graskarpfen entwickeln meist kurz vor dem Keschern enorme Kräfte und flüchten explosionsartig. Das durfte auch Chub-Teamangler und twelve ft. Onlineredakteur Felix Kaczmarek erleben, als er kürzlich das Vergnügen mit einem fast 50 Pfund schweren Graskarpfen aus einem Fließgewässer hatte.

Felix Kaczmarek freut sich über seinen gewichtigen Beifang

„Meine Chub-Outcast Rute in 12ft. Und 3 Lbs war noch nie so krumm, wie in diesem Drill“, berichtet Felix. Eigentlich hat er es nicht gezielt auf die asiatischen Kämpfer abgesehen, doch als Beifang gehen die sie immer mal wieder an den Haken. Um den Graskarpfen etwas aus dem Wege zu gehen, fischt Felix gezielt mit großen Boilies, die sie, seiner Erfahrung nach, in der Regel links liegen lassen. Wenn dann doch einmal einer an den Haken geht, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Fisch der höheren Gewichtsklasse handelt. „Neben diesem Fisch fing ich einen weiteren etwas kleineren Graser. Beide Fische bissen auf zwei 24mm Successful-Baits Fischmehlboilies mit Octopusflavour.“ Felix benutzt bei seiner Angelei am Fluss extrem starkes Gerät. Neben seinen Chub-Outcast vertraut er Penn Affinity 8000 Rollen und 0,48mm starker Berkley Big Game Schnur als Hauptschnur sowie ca. 40 Meter Schlagschnur in 0,60mm.


Die Chub-Outkast-Ruten haben sich im Drill bewährt

„Solch starkes Gerät ist eher selten für die Angelei auf Karpfen. Man kennt es eher aus der Meeresangelei, doch bei derartig rauen Bedingungen, wie man sie am Fluss oder Kanal antrifft, scheidet leichtes Geschirr schnell aus. Steine, Metallteile, scharfe Kanten und extremer Muschelbewuchs sind nur ein paar wenige Hindernisse, die schnell zu einem Abriss führen können. Das gilt es unbedingt zu vermeiden,“ fügt Felix Kaczmarek abschließend hinzu.



Donnerstag, 10. September 2015

DICKE ÜBERRASCHUNG

Endlich ist es wieder soweit: der Herbst steht vor der Tür.
Bei meiner letzten Session war davon allerdings noch wenig zu spüren. Tagsüber hatte es brutale Hitze bis zu 30 Grad. Mein Zelt stand zum Glück unter einem Baum im Schatten. So war es auszuhalten.
Auch meine Spots waren „heiß“. Meine beiden Blow-back-Rigs hatte ich rechts und links von einem Krautgürtel nicht weit voneinander entfernt in etwa fünf Metern Tiefe ausgelegt.
Mit meiner Spomb hatte ich eine Mischung aus Chunks (Pellets), Hanf, Weizenkörner und Tigernüssen gefüttert, um den Platz zu aktivieren.
Nun hieß es abwarten und abschalten.

Die Ruten liegen, die Spots sind heiß

Den ganzen Abend blieb es ruhig – bis um 23:30 Uhr die linke Rute mit einem Vollrun los fetzte.
Ab ins Boot zum Drillen. Als ich nach zirka 15 Minuten wieder an Land war, konnte ich einen 16-Kilo-Schuppi auf meine Abhakmatte legen.
Für den Anfang nicht schlecht, offenbar hatten die Karpfen meinen Spot angenommen.
Danach passierte erst einmal nichts mehr, wobei mir wenigstens ein paar Stunden Schlaf nach einer anstrengenden Arbeitswoche auch ganz gut getan haben.

16 Kilo: Für den Anfang nicht schlecht

Um 6:40 Uhr dann der Weckruf. Wieder die rechte Rute und wieder fuhr sie mit einem Vollrun los.
Im erstem Moment wusste ich gar nicht, was los war. Als ich aus dem Zelt kam, sah ich zunächst nur das erste Tageslicht und leichten Nebel über dem See. Herrlich.
Ich brauchte einen Augenblick um mich wieder auf die ablaufende Rute zu konzentrieren.
Es galt, keine Zeit zu verlieren. Ich wollte so schnell wie möglich ins Boot und dem Fisch entgegen fahren.
Als ich kurz darauf beim Fisch war und zu sehen bekam, was vor mir für ein Brett an der Oberfläche auftauchte, traute ich zunächst meinen Augen nicht. Ein endlos langer Spiegelkarpfen mit wunderbaren Zeilen-Schuppen. Gleich mein erster Gedanke war, dass ich vermutlich den größten Fisch im Pool an der Angel hatte.
Lange Zeit für Spekulationen blieb mir nicht, denn kurz darauf hatte ich das Brett bereits im Kescher.
Und tatsächlich: ich hatte den langen Spiegler im Netz, den größten Fisch im See.

28,1 Kilogramm - der größte Fisch im See

Am liebsten hätte ich in diesem Augenblick einen lauten Schrei losgelassen. Denn hinter diesem Fisch war ich schon länger her und nun war ich überglücklich, dass ich ihm endlich erfolgreich eine Falle gestellt hatte.
Mein Angelpartner, der das Schauspiel beobachtet hatte, wartete angespannt am Ufer mit Kamera-Equipment und Abhakmatte.
Wir waren gespannt, was die Waage sagen würde.
Satte 28,10 Kilogramm!
Brutal, mein neuer Personal Best. Meine Freude war unbeschreiblich.

Die "Falte" liegt bereit: Warten auf den nächsten Biss

Es war erst Samstag Früh und die Session war für mich schon perfekt.
Tagsüber konnte ich dann noch einen kleinen Spiegelkarpfen fangen. Das war es dann aber auch schon. Mir solle es egal sein, ich hatte den König des Sees gefangen.
Aber nach dem Fisch ist bekanntlich vor dem Fisch.
Nicht mehr lange dann geht es für mich wieder raus ans Wasser und ich bin jetzt schon gespannt, welche Überraschung dann auf mich warten wird.

Ich halte Euch auf dem Laufenden,

Tight Lines,
Danny Frank

Dienstag, 1. September 2015

„DAS GEWICHT HAT DER FISCH NIE!"

Es ist immer das Gleiche: Wenn irgendwo ein dicker Fisch mit einer Gewichtsangabe auftaucht, lockt das die üblichen Zweifler aus ihren Löchern.
So wie bei unserer Fangmeldung vom 31. August, wo wir auf unserer Facebookseite einen Spiegler von 28,1 kg präsentieren.
„Das Gewicht hat der Fisch nie!“
„Hat er doch.“
„Hat er nicht.
„Hat er doch...“
Und merke: je dicker der Fisch, desto mehr Zweifler gibt es.
Auch ich bin beim Anblick mancher Fotos skeptisch. Als Chefredakteur eines Karpfenmagazins vielleicht eine Art Berufskrankheit. Zumal es kein Geheimnis ist, dass unter Anglern mit der Hoffnung auf ein wenig Anerkennung bei Gewichtsangaben nicht selten ein wenig geschummelt wird. Der Begriff Angler-Latein kommt schließlich nicht von ungefähr.

Fische und ihr Gewicht - immer wieder Anlass für heiße Diskussionen
Und ich gebe es zu: Auch bei den Bildern von unserem Leser Danny Frank war ich skeptisch.
Er uns Bilder von einem dicken Spiegler geschickt.
Stolze 28,10 Kilo - so seine Gewichtsangabe.
Trotz eventueller Skepsis – was bleibt mir anderes übrig, als die Gewichtsangabe zu glauben?
Zwar habe ich Bilder von ähnlich großen Fischen gesehen, die auf den Fotos wesentlich größer aussehen.
Aber ich habe mindestens genauso viele Bilder von großen Fischen gesehen, die darauf wesentlich kleiner aussehen, als man es angesichts ihres tatsächlichen Gewichtes erwarten würde.
Abhängig von Perspektive und Einstellung der Kamera kann man selbst große Fische „kaputt“ fotografieren.
Was die Bilder von unserem Leser Danny Frank angeht, sehe ich einen vermutlich alten Fisch mit riesigem Kopf und langem Körper, dessen Bauchhöhle nicht wie ein Ballon gefüllt ist. Der abgebildete Spiegler bewegt sich gewichtstechnisch also zur Jahreszeit passend eher auf niedrigem Sommergewicht mit Luft nach oben.
Aber es bleibt ein großer Fisch!
Ein Fisch, bei dem ich mich alleine anhand von Fotos nicht festlegen will, ob er nun 25, 26 oder sogar 28 Kilogramm wiegt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich: Freihändig ist ein genaues Wiegen von Fischen dieser Gewichtsklasse ohnehin nicht ganz einfach.

Der Stein des Anstoßes: Danny Frank mit seinem dicken Spiegler

Wer dabei die Waage nicht an dem dafür vorgesehenen Henkel hält und einen solchen Fisch womöglich ohne Wiegestange, dafür aber mit Wiegeschlinge wiegt – der kann bei der Ermittlung der Fakten schnell zwei oder drei Kilo daneben liegen.
Aber ich war nicht dabei! Wie soll ich dann das Gewicht des auf einem Foto abgebildeten Fisches auf ein oder zwei Kilo genau beurteilen?
Andere Leser trauen sich das offenbar zu.
Und sie scheuen sich nicht, ihre Zweifel öffentlich kund zu tun.
Gerade im Internet gerne mit provokantem Unterton.
Zum Glück bekommt unser Fänger Danny Frank schnell Unterstützung.
Jemand bestätigt das angegebene Gewicht.
Dennoch: Die Zweifel bleiben.
Das erkenne ich an zahlreichen Mails, die ich im Zusammenhang mit unserer Fangmeldung im Hintergrund bekommen habe.
Ihr Inhalt – mal mehr, mal weniger spekulativ.
Unser Leser Hannes Ranner hat uns ein Foto von demselben Fisch geschickt. Er hat den Spiegler nur drei Wochen zuvor mit einem Gewicht von 26,1 Kilo gefangen.
Und er findet die Gewichtszunahme zurecht „komisch“.
Zwei Kilo Unterschied in so kurzer Zeit – das ist sicher ungewöhnlich.
Aber auch nicht unmöglich!
Hannes Ranner mit demselben Spiegler: drei Wochen zuvor wiegt er 26,1 Kilo

Wenn der Karpfen jetzt in den Fressmodus gewechselt hat, kann ein solcher Brocken durchaus relativ schnell an Gewicht zulegen.
Ob nun 28 Kilo oder nicht – am Ende bleiben es Spekulationen.
Solche Diskussionen sind deshalb nicht nur leidig, sondern überflüssig.
Reine Spekulationen werden das Geheimnis nicht lüften.
Und wie schwer ein Fisch tatsächlich ist – DAS weiß am Ende alleine der Fänger, oder derjenige, der das Gewicht auf der Waage abgelesen hat.
Wer da falsche Angaben macht, betrügt am Ende in erster Linie sich selbst. Soviel habe ich längst gelernt und deshalb stelle ich heute auch nicht mehr jede Gewichtsangabe sofort unter Generalverdacht.
Sollten wir den erfolgreichen Anglern stattdessen nicht lieber zu ihrem außergewöhnlichen Fang gratulieren?
Ich weiß – unter (Karpfen-)Anglern ist ehrliche Anerkennung ziemlich viel verlangt.

Kay Synwoldt