Montag, 30. November 2015

Des einen Freud – des anderen Leid


von Sascha Legenbauer

Vieles könnte so einfach sein. Man fährt mit guten Freunden ans Wasser, oder wenn man alleine fährt, sind die Freunde zumindest per WhatsApp oder Facebook mitten im Geschehen.
Gehört mittlerweile einfach dazu, oder?
Wir wollen die „guten Freunde“ auf dem neusten Stand halten.
Leider gibt es bei den sozialen Medien einen bitteren Beigeschmack. Durch die ständige mediale Präsenz und die ständige Präsentation irgendwelcher Fang- und Naturaufnahmen machen wir uns selbst zum gläsernen Menschen. Und das für eine breite Öffentlichkeit. Häufig merken wir es nicht einmal. Aber (fast) jeder weiß, wo man gerade ist, was man gerade macht, oder was man gerade gefangen hat. Und das hat nicht nur Vorteile. Nicht selten gibt es Anfeindungen.
Deshalb gibt es immer mehr Angler, die nichts mehr im Netz präsentieren oder sogar am Wasser die Flucht ins Zelt antreten, wenn man sich ihrem Angelplatz nähert. Bloß nicht zu viel verraten.

Das ist es, was wir alle wollen: Fische fangen!

Ich finde diese Entwicklung erschreckend. Niemand scheint dem anderen noch etwas zu gönnen. Selbst „gute Freunde“ scheinen da mitunter keine Ausnahme zu sein. Das musste ich leider in jüngster Vergangenheit selbst erfahren.
Ich konnte kaum glauben, was ich da vor einem gemeinsamen Angeltrip mit einem jahrelang als guten Freund bezeichneten Angler zu hören bekam: “Sascha, wir haben den Platz zwar zusammen vorbereitet, haben Zeit und Geld investiert, dennoch gönne ich nur mir den Fisch. Und wenn Du auch fangen solltest, muss Dein Fisch zumindest kleiner sein!“
Meint der das ernst? Er meinte es ernst.
Jedenfalls gehen wir seit diesem Angeltrip getrennte Wege.
Wie konnte es soweit kommen?
Gibt es wirklich nur noch höher, schneller, weiter?
Ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf jahrelange Freundschaften?


Ein gemeinsames Hobby sollte uns vereinen - nicht weiter voneinander entfernen

Ich kann mich mit meinen mittlerweile 15 Jahren Angelerfahrung noch gut an die Zeit erinnern, bevor WhatsApp, Facebook und Co Einzug gehalten haben. Ein eine Zeit in der man vergleichsweise friedlich am Wasser sitzen konnte. Mit den Angelkollegen konnte man sich über Erfolg oder Misserfolg unterhalten, ohne Angst vor Hohn und Spott der ganzen Internetgemeinde.
Wo ich gleich zum nächsten Punkt komme, dar mir in den sozialen Medien wie Facebook bitter aufstößt: Die regelrechte Hetze, die teilweise betrieben wird, was die Fischgewichte angeht.
Die eine Seite versucht durch gezieltes Fingerverstecken und Fischvorhalten aus einem 20-Pfünder ein „Fuffi“ zu machen, während die andere Seite jedes Bild, bei dem ein Gewicht drunter steht, anzweifelt und zerreißt.
Muss das wirklich so sein? Wir alle Leben und Lieben das gleiche Hobby. Warum werden manche Dinge nicht einfach akzeptiert? Es würde so vieles einfacher machen.
Etwas mehr Akzeptanz und gegenseitiger Respekt und alles findet ein gutes Ende. Jeder kann sich darauf konzentrieren, was wir alle wollen: Fische fangen!
Ich fische zurzeit an einem Teilstück eines Flusses. Dieses Teilstück hat nicht viele Möglichkeiten ans Ufer zu kommen, die „guten Plätze“ sind dementsprechend rar. Dennoch haben wir es an diesem schönen Fleckchen Erde geschafft, uns ein Netzwerk aufzubauen, was auf gegenseitiger Akzeptanz und Respekt füreinander beruht.

Der Respekt vor dem Fisch sollte mit dem Respekt voreinander einher gehen 

Hier nutzen wir das „ach so böse“ WhatsApp und Facebook, um uns auszutauschen, wer wo füttert, oder wer gerade wo sitzt. Und das ist auch gut so. Weil es funktioniert.
Hier gibt es keine „Stellengeier“ oder „ins-gemachte-Nest-Setzer“ - hier gibt es „gemeinsam statt einsam.“
Und ich wette, das würde auch an sehr vielen anderen Gewässer funktionieren.
Wir propagieren gerne den respektvollen Umgang mit dem Fisch – warum gehen wir mit unseren Nächsten nicht genauso respektvoll um?
In den sozialen Medien würde es mit Sicherheit weniger Frust und Aggressionen geben.

Mittwoch, 25. November 2015

"WARUM TUE ICH MIR DAS AN?"

von Etienne Gebel

Samstag Abend, 20:30 Uhr, Mitte November: Ich sitze alleine in meinem Tempest-Bivvy und reibe mir mit einem Handtuch den Kopf trocken. Draußen ist es schon seit einer gefühlten Ewigkeit stockfinster, es gießt wie aus Eimern. Der Wind bläst sturmartig, über mir höre ich die bereits leer gefegten Äste im Luftstrom heulen.
Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, denn bereits beim Aufbauen bekomme ich die volle Ladung Regen ab. Alles ist nass und ich meine: so richtig nass! Ungemütlicher geht es kaum.
Ich frage mich in solchen Situationen nicht zum ersten Mal, warum ich mir das überhaupt antue? Zumal das Sauwetter keine Überraschung ist. Der Wetterbericht hat exakt das gemeldet.
Vielleicht hätte ich zuhause bleiben sollen? Oder doch nur eine Tagessitzung?

XT Snagleader – vor Hindernissen setze ich auf starkes Material
Meine einzige Lichtblicke sind die Tatsache, dass meine Ruten perfekt liegen, ich soeben die Zeltheizung angemacht habe und ich mir gleich einen trockenen Jogger samt Kapuzenpullover überziehen werde.
Es dauert zwar eine Weile, aber dann hat mein Heizstrahler den Zeltinnenraum angenehm aufgewärmt.
Draußen werden Regen und Wind immer kräftiger. Der Wetterdienst gibt sogar eine Unwetterwarnung heraus. Selbst mein an sich stabiles Tempest wackelt inzwischen wie verrückt und ich hoffe, dass es den Naturgewalten standhält.
Es muss so gegen 22:00 Uhr gewesen sein, als ich einschlafe. Ich will nichts mehr von der Welt sehen und hoffe angesichts des schlechten Wetters, dass kein Anbiss kommt.

Altes Totholz – voll mit Muscheln
Gegen 23:30 Uhr wird es dann doch hektisch. Mein Delkim meldet sich. Mit einem lauten Zipp reiße ich die Tür des Bivvys auf und renne zu den Ruten. Dabei habe ich nicht damit gerechnet, dass der Regen das ablaufende Ufer inzwischen völlig aufgeweicht hat. Ich rutsche auf dem schmierigen Lehmboden aus und liege wie ein Käfer auf dem Rücken. Trotzdem versuche ich meine Rute zu greifen, denn meine Montage liegt nicht weit von dickem Wurzelwerk entfernt.


Wide Gape XX in Größe 2: schwere Hindernisse fragen nach starkem Material
Es schüttet immer noch, aber meine Regenjacke liegt im Zelt. Nun sind nicht nur Rücken und Hinterteil komplett mit Lehm beschmiert, nun saugen sich Baumwollkapuzenpullover und Jogginghose innerhalb von Minuten mit Wasser voll.
„Warum tue ich mir das an!“, rufe ich laut über den See.
Die Freude über den wenig später im Netz liegenden 30er Schuppi hält sich deshalb auch in Grenzen. Dazu kein fertiges Rig mehr. War ja klar. Also Tacklebox raus und mitten in der Nacht eine neues Rig binden. Ich hasse es!

Es fällt mir schwer, mich über diesen Schuppi richtig zu freuen

Es ist noch stürmischer geworden und ich bekomme selbst nach mehreren Versuchen die Rute nicht mehr auf den Platz. Der Wind ist einfach zu stark, die Entfernung von etwa 80 Metern zu groß.
Ich kapituliere, werfe meine Rute vor Wut in die Sträucher und verschwinde im Zelt.
Und wieder frage ich mich, was ich hier in dieser ewigen Dunkelheit eigentlich mache? Wenn ich nicht effektiv angeln kann, kann ich auch gleich zuhause bleiben.
Einen Moment denke ich sogar darüber nach einzupacken. Doch die Vernunft siegt. Denn mein Zelt hätte ich bei dem Sturm nicht einpacken können. Hätte ich Sturmstangen und Heringe gelöst, wäre mein Bivvy wie ein Drachen davon gesegelt.

Pacific Tuna: momentan fische ich gerne attraktive aber unauffällige Pop-ups als Snowman
Gegen Morgen hat der Wind deutlich an Kraft verloren. Im Rekordtempo stopfe ich meine Sachen in den Wagen. Ich brauche Abstand zum Angeln, will einfach nur noch nach Hause.
Zwei Stunden später bin ich frisch geduscht, habe etwas Warmes gegessen und schmiede neue Pläne.
Mein Nachtangelequipment bleibt jetzt erst mal zuhause, ich fische ab sofort wieder tagsüber. Aber ich gehe trotzdem los, bleibe nicht Zuhause. Das Angeln ist wie eine Sucht, das Jagdfieber lässt mich nicht zur Ruhe kommen.

Mein rollender Stuhl - transportiert mein Tackle für einen Tagesansitz
 
Genau eine Woche später ziehe ich im Morgengrauen meinen mit Rädern montierten Karpfenstuhl über die matschige Wiese zum Angelplatz. Nur einmal laufen – dann ist alles am Platz. Etwa zehn Minuten später sitze ich mit einer Tasse Kaffee in der Hand hinter meinen Ruten. Ich fische noch etwas näher vor den Hindernissen, unter die sich die Fische jetzt zum Winter hin gerne zurückziehen. Ich habe noch stabileres Material gewählt. Darunter einen etwa 20 Meter langen XT Snagleader in 60lb, gepaart mit einem 50lb Arma Kord Vorfach und XX Haken der Größe 2.
Ich werde versuchen, mit regelmäßigen, kurzen Tagesansitzen den Winter durch zu fischen.



 Etwa zehn Minuten später sitze ich mit einer Tasse Kaffee hinter meinen Ruten
Um 10:15 Uhr verneigt sich die rechte Rute, meine Taktik scheint aufzugehen. Ich nehme Kontakt auf und schaffe es, den Fisch glücklicherweise sofort in meine Richtung zu lenken.
Mit deutlich mehr Freude als beim Schuppi vom letzten Wochenende ziehe ich kurz darauf einen kugelrunden Spiegler ins Netz.
Nun weiß ich es wieder: genau dafür tue ich mir das an!

Genau für solche Momente tue ich mir das an!


Dienstag, 24. November 2015

„Carp Gypsies“: 300 Seiten Angelabenteuer

Alexander Kobler und Caroline Dicachi:
Buch über ihre Europa-Tour

Alles hinter sich lassen, einfach losfahren und nur noch angeln? Caroline Dicachi und Alexander Kobler haben gewagt, wovon viele nur träumen. Über mehr als eineinhalb Jahre haben sie an den schönsten, berühmtesten und wildesten Gewässern Europas geangelt – immer auf der Suche nach gigantischen Karpfen.

Das Buch beeindruckt nicht zuletzt mit den guten Bildern

In ihrem gleichnamigen Buch haben die beiden „Carp Gypsies“ nun ihre Erlebnisse zu Papier gebracht. Mit diesem Buch lassen sie den Leser hautnah an den glücklichsten und bittersten Momenten dieses Angelabenteuers teilhaben. Totale Euphorie angesichts sagenhafter Fänge, aber auch Verzweiflung bei anhaltenden Beißflauten – der Leser ist bei „Carp Gypsies“ ganz dicht dabei.
 
Auf Europa-Tour: die Carp Gypsies Alex Kobler und Caroline Dicachi

Das 300 Seiten dicke Buch kommt ohne Gastkapitel aus. Es ist nicht zuletzt dank der fantastischen Bilder ein echter Hingucker. „Carp Gypsies“ ist voraussichtlich ab Ende November erhältlich. Preis: 35 Euro.

Bezugsquelle:

Erhältlich auch auf folgenden Messen: Carp & Cat Expo (28. & 29. November), Carp Austria, Carp Meeting Hannover, Carp Expo Berlin, Carp Zwolle, Carp Meeting Speyer.



Sonntag, 22. November 2015

EIN RUN AM MORGEN...


von Markus Tölk

Die Bäume verlieren ihre Blätterpracht, die Tage werden immer kürzer, die Nächte länger. Die Zeichen der Natur pendeln sich allmählich auf die kalte Jahreszeit ein. Auch wenn ich die Dunkelheit weniger mag, beginnt trotzdem für mich eine der schönsten Zeiten am Wasser. Die bunten Blätter überall auf dem Boden oder noch an den Bäumen, das alles verleiht der Natur eine einzigartige Stimmung. Einfach herrlich.
Ich versuche jetzt, so oft wie möglich am Wasser zu sein – nicht nur der Fische wegen.


Ich liebe die bunten Farben des Herbstes
Wie an so vielen Tagen mache ich mich wieder auf an den See, um dort eine Nacht zu fischen. Ich muss nicht weit fahren. Schon nach ein paar Minuten Autofahrt erreiche ich meinen See, der mich lieben oder hassen kann. Trotzdem ist er es immer wieder wert, einen Versuch zu starten.
Es ist schon dunkel, als ich mein Camp aufbaue. Zum Glück sitzt jeder Handgriff.
Meine Ruten bestücke ich jeweils mit einem 18mm ScopanaX-Boilie und einem hellen Pop-up. Außerdem bestückte ich beide Rigs mit PVA-Stick, gefüllt mit einer Mischung aus Stickmix, Pellets und zerkleinerten Boilies, mit Banana-Milk-Shake-Liquid geboostet.

An den Haken kommt ein ScopanaX-Boilie und ein Toffee Pop-up

Am Ufer der Kiesgrube fällt es steil ab. Meine Ruten brauche ich nur mit einem Pendelwurf hinauszubefördern. Direkt hinter der Krautkante ist es schon etwa acht Meter tief. Da sollten die Fische jetzt entlang ziehen. Meine Schnüre senke ich ab, damit kein Fisch Kontakt zur Schnur bekommen kann und dadurch womöglich verschreckt wird.
Dann beginnt das große Warten auf das Aufheulen des Bissanzeigers.

Ein wenig Tuning am Hakenköder gehört jetzt für mich dazu
Ich hocke mich noch eine Zeit lang neben meine Ruten und lausche der Natur und dem Wind. Mehrmals in der Nacht bekomme ich einzelne Zupfer auf beide Ruten. Eigentlich kein gutes Zeichen, denn ich vermute Weißfische am Platz.
Ich finde mich schon damit ab, dass ich wahrscheinlich blanken werde. Ein Karpfen hätte meinen Köder doch längst nehmen müssen.

Warten auf den Lauf
Aber kurz bevor mein Wecker klingeln soll, kommt der erhoffte Aufschrei meines Bissanzeigers.
So werde ich besonders gerne geweckt.
Ab an die Rute und los geht´s. Mein Gegner macht ordentlich Druck und zieht mir richtig Schnur von der Rolle. Meine Bremse kreischt, ich liebe diesen Ton.
Dazu die Rute krumm – Anglerherz, was willst du mehr?

Doch noch ein Fisch...
Nach heftigem Drill gleitet ein kompakter Herbstkarpfen in meinen Kescher.
Einfach geil, denn ich hatte schon gar nicht mehr mit einem Lauf gerechnet.
Wie heißt es so schön: Ein Run am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
Euch allen wünsche ich noch ein erfolgreiches (Rest-)Jahr.
Nur Mut, da geht noch was.

Mittwoch, 18. November 2015

Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln (Teil 1)

Das brandneue Buch von Thomas Talaga



Das Wasser zu lesen, es zu deuten und zu interpretieren, sich in die Fische hineinzuversetzen: das ist Watercraft. Dieser Instinkt wächst mit der Erfahrung. Thomas Talaga hat ihn, das konnte er reihenweise durch herausragende Fänge im In- und Ausland belegen. Er angelt bereits seit mehr als 30 Jahren gezielt auf Karpfen und in seinem Buch Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln vermittelt er seine Gabe weiter. Dieses Buch ist nicht nur eine Anleitung zum überdurchschnittlich erfolgreichen Karpfenangeln, es ist sogar ein Wegweiser zum gezielten Fang der besonders großen Exemplare. Das Gesamtwerk besteht aus zwei eigenständigen Teilen. Teil 1 erscheint Ende November 2015, Teil 2 ein Jahr später. Im komplett eigenständigen ersten Teil behandelt der Autor so wichtige Themen wie Köder, Futter, Taktiken und Montagen. Thomas zerlegt den Boilie in seine Bestandteile und zeigt, welche Zutaten Fisch bringen, welche nur Geld kosten. Dabei gibt er alle Geheimnisse preis! Partikel sind sein nächstes Spezialgebiet, von der Zubereitung bis zum Einsatz. Doch erst der richtige Umgang mit Futter macht den Meister aus: Lernen Sie Strategien kennen, die Ihnen am Wasser einen gehörigen Vorsprung bringen.
Ob mit dem Ziel, den ganzen Seebestand anzusprechen oder gezielt die Dicksten zu fangen, in diesem Buch werden Sie Lösungen finden.


Auch Köderfarben spielen eine besonders wichtige Rolle in Thomas‘ Angelei und er hat klare Favoriten bei Fluo Pop Ups und Co. Detailliert beschreibt er, welche Farben wirklich besser fangen und warum. Bei seinen Montagen greift Thomas auf ein facettenreiches Repertoire zurück. Er stellt seine erprobten Rigs genau vor. Egal ob Vorfachmaterial oder Haken, Bungee- oder Running-Rig, Subfloat- oder Steinmontagen – in diesem Kapitel finden Sie einen verlässlichen Ratgeber. Zu machen Themen hat sich Thomas Verstärkung ins Boot geholt: Michael Fleischmann hat so seine Erfahrungen mit dem Gewicht des Hakenköders und setzt auf gute Balance. Klaus Wegmann geht auf der Jagd nach Zielfischen ungewöhnliche Wege. Dr. Tim Linnenbaum ist Profi der Köderherstellung. Patrick Georg schafft, wovon wir alle träumen und fängt einen gewaltigen Spiegler trotz widriger Umstände. Natürlich gibt auch der Buchautor selbst viele außergewöhnliche, unterhaltsame Anekdoten zum Besten. Auf den Punkt gebracht: Watercraft – Erfolgreich Karpfenangeln ist eine Pflichtlektüre für jeden ambitionierten Karpfenangler!


Teil 1 wird auf der Carp + Cat Expo in Wallau (28. und 29. November 2015) und bei Carpzilla erhältlich sein. Der Preis für das reich bebilderte, 240 Seiten starke Buch beträgt 29,95 Euro.

Weitere Infos:
www.carpzilla.de

Sonntag, 15. November 2015

DIE ZEIT IM NACKEN

von Etienne Gebel

Klatsch! Meine Montage ist soeben auf eine Entfernung von exakt 102 Metern in meinem für diesen Herbst auserwählten Baggersee gelandet. Genau wo mein Blei eingeschlagen ist, verläuft eine Rinne, die hinter einem langen Plateau zum nächsten verläuft. Es ist dort etwa 6,5 Meter tief und vor etwa einer halben Stunde habe ich in der Rinne einen schönen 30er Spiegler gefangen. Schnell drücke ich nach einem Anbiss meine Distance-Sticks, die mit einer 3 Meter langen Kordel verbunden sind in den Boden. Dann werden die Wicklungen, die ich mit der Schnur um die Stangen mache, gezählt: 32, 33, 34 Stop!
Auf 34 finde ich meine Schnurmarkierung am Spitzenring und lege die Schnur hinter den Rollenclip. 34 mal drei Meter sind exakt 102 Meter. Perfekt.

Tapered Subline kommt auf allen 3 Rollen zum Einsatz
Mit dem Wurfrohr füttere ich über alle drei Ruten etwa 300 Gramm Pacific-Tuna-Boilies in 24 Millimeter Größe nach. Mein Gefühl sagt mir, dass noch Fische unterwegs sind und diese möchte ich mit den verteilt liegenden Leckereien zum Suchen animieren.


Auffällige und extra attraktive selbstgedrehte Hakenköder kommen ins Spiel
Seit gestern Abend sitze ich am Wasser. Leider sitzt mir wie immer die Zeit im Nacken. Die Kids und meine bessere Hälfte warten auf mich, um einen Ausflug in einen Wildpark zu machen. Ich habe es versprochen, obwohl sich kurze Zeit später ein guter Fisch genau auf meinem Platz aus dem Wasser schiebt. Ja, es gibt neben dem Fischen Dinge, die für mich deutlich wichtiger geworden sind.
Ich packe ein, obwohl Fische am Platz sind!


Ein goldiger 30 er Spiegler gibt mir Vertrauen in die Strategie
Mit einem einzigen, aber schönen Fisch auf der Habenseite drücke ich etwa 30 Minuten später den Kofferaum meines Wagens zu. Ich bin zwar nicht zu Hundert Prozent mit dem einen Fisch der Session zufrieden, aber bereits nächstes Wochenende steht mir wieder eine Angelnacht zu. Zwar nur Freitags und direkt nach der Arbeit – aber eine ganze Angelnacht. Immerhin.
Montag, Dienstag, Mittwoch...
Die intensive Arbeitswoche mit einigen Überstunden will einfach nicht verstreichen. Daneben habe ich während der Woche auch noch zweimal meinen Platz angefüttert.
Das alles kostet Überwindung, Nerven und Zeit.

Aufbewahrung am Rutengriff - meinen Fingerschutz verliere ich jetzt nicht mehr

Selbst die eine Angelnacht ist für mich nicht selbstverständlich. Denn auch das Familienleben mit kleinen Kindern fordert seinen Tribut. Schön aber auch anstrengend. Und es bleibt für mich jede Woche eine echte Aufgabe, alles unter einen Hut zu bekommen. Nur mit Hilfe einer durchdachten Planung und eiserner Disziplin kann ich eine Angelnacht pro Woche raus schlagen.

Für weite Entfernungen kommen bei mir Stiff Rigs zum Einsatz
Auch in dieser Woche wird es irgendwann einmal Freitag.
Endlich Feierabend.
Ich fliege förmlich zum Wasser und kann es kaum erwarten, die Ruten auszuwerfen. Leider muss in der jetzigen Jahreszeit das Aufbauen und Auswerfen der Ruten im Dunkeln geschehen. Ein Boot ist am See nicht erlaubt, aber ich bin sowieso eher ein Wurfangler. Aber im Dunkeln oder nicht – ich treffe meine Spots trotzdem.

Diese konische Hauptschnur wird in Zukunft ein fester Bestandteil meiner Long Range Angelei
Die exakte Entfernung von 102 Metern zur Rinne habe bereits beim Hereindrehen der Ruten letzte Woche in den Lineclip der Rolle befestigt. So kann ich auch im Dunkeln mit einem gezielten Wurf die Rigs an die gewünschte Stelle befördern. Um auf solch weite Entfernungen präzise zu werfen und Verhedderungen vorzubeugen, setze ich auf kurze Stiffrigs. Diese binde ich aus IQ und IQ2 Flourocarbon Vorfachmaterial.
Meine Ruten liegen perfekt. Etwas Futter liegt auch. Es ist inzwischen stockfinster. Ich brühe mir einen Kaffee auf und genieße die Ruhe.
Nach so einer langen Woche vergeht jedoch nicht viel Zeit und ich falle erschöpft auf die Liege. Erst gegen Morgen werde ich von einem Dauerton geweckt. Ich nehme die Rute nur langsam auf. Der Fisch klebt förmlich am Grund. Kein Wunder, weil ich hinter dem Plateau in der abfallenden Rinne fische.

Distance Sticks zum präzisen Ermitteln des Wurfabstands – Mein ständiger Begleiter
Es dauert eine ganze Weile bis ich mein gegenüber an mein Ufer bekomme. Die letzten ruhigen Fluchten deuten auf einen guten Fisch der mittleren 30-Pfund-Klasse hin. Meine Vermutungen bestätigen sich!
Der Fisch ist auf einen gelben selbstgedrehten Halb/Halb Boilie hereingefallen.
Bei der Kontrolle meiner Rute fällt mir auf, dass meine Schnur durch das Fischen über dem Plateau leicht beschädigt ist. Ich will keine unnötigen Risiken eingehen und wechsele die Schnur aus.

Dieser Mitte 30 er Spiegler klebte förmlich am Grund fest
Da ich seit geraumer Zeit auf die konische Subline, die in meinem Fall von 0.33 er Stärke auf 0.50mm verläuft (und das zu beiden Enden) zurückgreife, brauche ich diese lediglich zu drehen. Schnell kommt die leere Ersatzspule zum Einsatz und die Schnur wird einmal komplett umgespult. Im Anschluss wieder auf die an der Rute befestigte Rolle zurückgedreht. Perfekt!
Ach und für alle Basia-Fans: Auf den Spulen ist 300 Meter Schnur. Diese Füllung passt genau auf eine Daiwa-Basia-Rolle.


Ich bleibe noch eine Weile am Ufer sitzen
Es ist 10:30 Uhr, wieder sitzt mir die Zeit im Nacken. Das kenne ich zu genüge. Ich packe alles bis auf die Ruten und den Kescher ein und bleibe noch einige Zeit am Ufer sitzen. Ich sehe, wie ein Blatt nach dem anderen von den Bäumen fällt. Es ist Herbst und gerne würde ich weiter fischen. Aber ich habe noch einiges im Garten zu tun und meine Bande Zuhause möchte sicher auch noch was von mir am Wochenende haben. Und so geht kurze Zeit später der Kofferraumdeckel des Kombis zu.
Nächstes Wochenende geht’s hoffentlich weiter...


Mittwoch, 4. November 2015

Politischer Fischereitag 2015

Dass die Angler in Baden-Württemberg etwas bewegen können, haben sie unlängst bewiesen. Die Mitglieder des größten Vereins des Landes, des Anglervereins Karlsruhe 1897 e.V. (über 5000 Mitglieder), wählten im März 2015 ihren Vorsitzenden Ralf Oberacker ab.
Oberacker, so der Vorwurf der Angler, habe sich unter anderem nicht genügend für die Abschaffung des vor allem unter Karpfenanglern unbeliebten Nachtangelverbots gekümmert.

Wurde als Vorsitzender des Angelvereins Karlsruhe 1897 e.V. abgewählt: Ralf Oberacker

Besonders pikant: Oberacker ist auch Präsident des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg und ist in dieser Funktion seither ein Stück weit diskreditiert.
Nun veranstaltet der Anglerverein Linkenheim, nur rund 15 Kilometer nördlich von Karlsruhe beheimatet, vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg (März 2016) einen „Politischen Fischereitag“.


Ein Punkt der Tagesordnung: das Nachtangelverbot
Sämtliche in Baden-Württemberg relevanten Parteien sind eingeladen, viele haben ihre Teilnahme zugesagt. Außerdem werden Sachverständige, Fachbehörden sowie regionale Presse und Angelmagzine vor Ort sein – ebenso wie hoffentlich viele Karpfenangler, die den Politikern delikate Fragen stellen.

Auch die Jugendarbeit soll auf dem Fischereitag erörtert werden
An diesem Abend sollen diverse Aspekte der Fischerei beleuchtet werden, unter anderem stehen auf der Tagesordnung:
  • Nachtangelverbot
  • Kormoranpolitik
  • Jugendfischereirecht
  • Novellierung des Fischereigesetzes
Bleibt ein Reizthema unter Anglern: Die Kormoranpolitik
Ziel des Politischen Fischereitages ist es, die Angler in der Region über das Wahlprogramm der einzelnen Parteien und deren Standpunkte bezüglich der Fischerei in Baden-Württemberg zu informieren. Es wird eine moderierte Frage-und-Antwort-Runde geben, gefolgt von einer Podiumsdiskussion.
 Als Moderator wird pikanterweise ein Oberacker-Vertrauer agieren: der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg, Reinhart Sosat.

Politischer Fischereitag 2015
Freitag, 6. November 2015, 19 Uhr
Gaststätte Sängerheim „Waldblick“
Am Kirschendeich 5
76351 Linkenheim-Hochstetten