Es ist Donnerstag, ich habe pünktlich Feierabend.
Kurz nach 16:00 Uhr biege in den matschigen Feldweg zum Baggersee ab. Ich fahre mich beinahe fest, so aufgeweicht ist der Boden vom vielen Niederschlag. Wenig später stelle ich den Motor meines Kombis ab. In der bereits einsetzenden Dämmerung erkenne ich dicke Schneeflocken, die auf meine Windschutzscheibe fallen. Der erste Schnee für uns in meiner Heimat, dem unteren Niederrhein. Auch wenn November und Dezember bisher vergleichsweise mild waren, kann man es nicht leugnen: der Winter ist angekommen.
Ich ziehe Reckenjacke und Stiefel an und mache mich auf den weiten Marsch zur anderen Seeseite. Dort ist meine Angelstelle.
Der Herbst geht... |
Dosenmais: die Zeit für einen der besten Winterköder ist da |
Raaaaatz – beim Übersteigen eines Weidenzauns höre ich ein bekanntes Geräusch. Nicht schon wieder! Tatsächlich habe ich mir am Stacheldraht einen weiteren Winkelhaken in meine teure Fjäll-Räven-Hose gerissen.
Egal, ich will Karpfen fangen und nicht an einer Modenschau teilnehmen!
Feedstim XP: ein Extra an Anziehungskraft schadet nicht |
Da gibt es keinen Meter Schnur, basta!
Ich bleibe direkt hinter den Ruten sitzen. Wie immer ist es ein schönes Gefühl, wenn alles liegt und der Duft von heißem Kaffee in der Luft liegt. Ich lehne mich in meinen Stuhl zurück und fange an zu entspannen.
Aber nicht lange, denn exakt 20 Blesshühner mit vier Reiherenten im Schlepptau machen sich zielgerichtet auf den Weg zu meiner Stelle. Prompt tauchen sie – spot on!
Dieses Problem hatte ich hier bislang noch nicht. Vielleicht habe ich am Donnerstag mit meiner Futtermenge doch zu hoch gepokert?
Nur das Nötigste im Gepäck – meine Mini-Tackle-Box passt in
die Jackentasche |
Nicht viel, da muss gerade im Winter alles zusammen passen!
Deshalb füttere ich auch nicht nach, lassen alles unverändert liegen.
Kurze Tagesansitze – mehr Zeit ist leider momentan nicht drin! |
Mein Blick weicht kaum von den hoch ausgerichteten Rutenspitzen. Dennoch nicke kurzzeitig im Stuhl ein.
Plötzlich: Piep, piep...
Als wenn es ein Traum wäre, bekomme ich einen kräftigen Schlag in der rechten Rute. Das kann doch nicht wahr sein?
Ist es doch!
Ich nehme sofort Kontakt auf. Der Fisch ist träge und bleibt tief. Ich habe Angst ihn zu verlieren und drille sehr vorsichtig. Jetzt zählt jeder Fisch.
Kurze Verschnaufpause in der Trakker-Retention-Sling |
Ich bin perplex, aber am Wasser scheint wirklich alles möglich!
Man muss nur dran glauben. Und man muss angeln gehen!
Ich werde jedenfalls meine anfängliche Futtertaktik leicht verändern und noch weniger füttern.
Und schon nächstes Wochenende komme ich für ein paar Stunden wieder.
Ein eiskalter Frühwinter-Spiegler stärkt das Vertrauen in meine Taktik |
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