Mittwoch, 20. Mai 2015

TAKE IT EASY!

Andy und Marcel, zwei gute Kumpels von mir, saßen über Vatertag an einem etwa 60 Hektar großen, tiefen Baggersee mitten in Thüringen.
Üblicherweise legen wir unsere Montagen dort in etwa 100 Meter Entfernung, auf einer lang abfallenden, schrägen Kiesbank ab, die sich parallel zum Ufer zieht.
Zum Auftakt füttern wir dort meist 20 bis 30 Kilo Partikel gemischt mit Boilies und legen alle Ruten auf eine Distanz.


Nur ein Fisch in der ersten Nacht
So fingen wir in Glanzzeiten bis zu 140 Fische in gerade mal fünf Nächten – zu zweit wohlgemerkt!
An solche Erfolge wollten die beiden natürlich anknüpfen.
Und mit seinem dichten Karpfenbestand stehen die Chancen dort selbst zur Laichzeit gut. Der See beherbergt grob geschätzt etwa 2500 Karpfen, etwa 40 Fische auf einen Hektar also.
Die Erwartungen von Andy und Marcel waren dementsprechend hoch.

Perfekte Tarnung auf Kiesböden
Aber in diesem Jahr sollte es wohl anders laufen. Denn während er ersten 24 Stunden fingen sie nur einen Fisch. Sehr mager, im Vergleich zu unseren anderen Sessions an diesem See.
Am Abend des zweiten Tages stieß ich mit dazu. Zwar hatte ich nur 12 Stunden Zeit, macht aber nichts. Besser als zu Hause auf dem Sofa. Auch wenn es am See offenbar nicht richtig lief.
Das Erste was ich feststellte: die Fische sprangen verteilt im ganzen See – überall, fast im Sekundentakt!

Zwei Fallen in offenem Wasser...
Nach einer Bratwurst vom Grill und einem kühlen Radler entschloss ich mich, zwei Fallen anstatt an der üblichen Kiesbank im großen Freiwasserbereich auszulegen. Schließlich schienen die Fische aktiv zu sein und die altbewährte Taktik schien dieses Mal ja nicht aufzugehen.
Schnell kristallisierte sich ein Bereich heraus, in dem die meisten Fische buckelten. Auch wenn das nur Satzer waren – für mich ein deutlicher Fingerzeig.
Zwei kleine, auffällige Snowmans am Anti-Blow-Back-Rig, ein PVA-Stick und zwei Kellen gesoakte Pellets, gemischt mit cremigen 14mm-Bollen sollten die Fische ans Band bringen. Mit dieser Taktik hielt ich also an alt Bewährtem fest.

Andy mit seinem Spiegler von 18,3 Kilogramm
Mein Echolot schaltete ich gar nicht erst an. Ich ließ meine Montagen einfach in dem Bereich ab, wo sich die Fische vermehrt an der Oberfläche zeigten.
Tock – harter Boden.
Perfekt!
Am Feuer gaben wir später jeweils einen Tipp für die Nacht ab, wie viele Fische mir die neue Taktik wohl bringen würde. Ich blieb skeptisch und tippte auf nur einen Fisch – wenn überhaupt.

Ein Dreißiger Two-Tone
Es war gegen 3:30 Uhr, als ich mich mit krummer Rute am Ufer wiederfand.
Der gehakte Fisch machte richtig Dampf, ich spekulierte schon...
Tatsächlich schöpfte ich wenig später den "Halbmond" ab, einen bekannten, breit gebauten Spiegler.
Zeit zum Verschnaufen hatte ich nicht. Noch bevor ich den Haken gelöst hatte, trillerte meine andere Rute ab. Ich war offensichtlich auf dem richtigen Weg.
Kurz vor 8 Uhr schöpfte ich schließlich meinen fünften Fisch ab.

Der "Halbmond", ein breit gebauter Spiegler

Dauergrinsen war angesagt.
Aber auch Andy und Marcel kamen noch auf ihre Kosten. In den nächsten zwei Nächten fingen die beiden mit der geänderten Taktik noch 15 Fische – inklusive einem 35-Plus-Spiegler und einem Dreißiger Two-Tone.
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Dauergrinsen war angesagt

Paul Trommler

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