Freitag, 23. Dezember 2016

RAUS MIT EUCH!

Beim Blick in die sozialen Netzwerke muss ich feststellen, dass die meisten Karpfenangler schon Mitte Ende Oktober ihr Tackle in den Winterschlaf schicken.
Für mich hingegen ist das Angeln ab September bis Mitte oder Ende Dezember (abhängig von der Witterung) in den letzten Jahren die produktivste Zeit geworden.
Jetzt sitzt man wirklich fast alleine am Wasser. Genau das begrüße ich – zumal ich spät im Jahr schon viele gewichtige Überraschungen in mein Fangbuch eintragen durfte.

Die Ruhe am Wasser genießen...

Zugegeben: Es gibt wahrlich andere Dinge, die man in dieser Jahreszeit tun könnte, anstatt bei Kälte, Regen und Sturm am Wasser zu sitzen. Vor dem Kamin einen schönen Abend genießen zum Beispiel – dazu ein schönes Buch lesen und ein Glas Wein trinken.
Bei mir ist meine Zeltheizung der Kamin. Und ein Buch habe ich in der dunklen Jahreszeit auch immer dabei.

Goldener Herbst!

Jedoch angle ich nicht den kompletten Winter durch. Um soziale Kontakte zu pflegen und um den Fischen etwas Ruhe zu gönnen. Schließlich bleibt es für die Fische ein enormer Stressfaktor am Haken zu hängen. Ganz sicher, wenn sie im Winter ihren Stoffwechsel herunter gefahren haben.

Möglichst attraktiv

An meinen Rigs ändere in dieser Zeit nicht viel. Ich verkürze das Vorfach auf rund 12 bis 15 cm und schraube die Ködergröße herunter. Wo ich im Sommer noch 25mm Boilies gefischt habe, hängen bei kaltem Wasser gerne 15mm Köder am Haken.
Meine Köder sind für die Karpfen schnell verdaulich, haben eine schnelle Darmdurchlaufzeit.

Lohn für eine kurze Nacht

Meine Köder pimpe ich gerne mit Bait Booster, den ich schon einige Tage vorher über die Boilies gebe. So können die Boilies die Flüssigkeit gut aufsaugen und anschließend längere Zeit die Geruchs und Geschmackststoffe ins Wasser abgeben.
Als Beifutter greife ich gerne auf Stickmix zurück den ich mit dem Bait Booster anmische, den ich für die Boilies verwende.

Meine Köder pimpe ich gerne mit Bait Booster

Ansonsten füttere ich bei kaltem Wasser nur eine Hand voll halbierter Boilies großflächig verteilt um meine Montagen herum. Das hat sich als gute Taktik bewährt, um die Karpfen an den Platz zu locken und sie eine kurze Zeit zu beschäftigen. Sie bekommen Vertrauen in die Köder und den Platz und stoßen nicht direkt auf einen Haken.
Zudem verwende ich gerne grelle Pop-ups, die ich entweder als Schneemann fische, oder aber als Einzelköder anbiete, knapp über den Grund aufgepoppt. So bekommen die Fische noch einen optischen Reiz, der sie animieren soll, den Köder einzusaugen. Als Farben haben sich Neonpink, Neongelb und Neonorange bewährt.

Spät im Jahr sind die Karpfen gut im Futter

Ich fange schon im Spätsommer an, meine Plätze für den Herbst zu präparieren. Ich tauche die Plätze vorher ab, um gegebenenfalls Unterwasser-Hindernisse zu entfernen, in denen sich meine Schnur verfangen könnte. Dann gebe ich regelmäßig kleine Futter-Mengen auf den Platz. Zirka ein halbes Kilo Boilies und ein halbes Kilo Pellets in verschiedenen Größen finden jeden zweiten Tag den Weg ins Wasser.

Mehr braucht es nicht: Ein paar halbierte Boilies und etwas Stickmix in PVA

Es reicht völlig aus, wenn die Fische nur etwas, aber dafür regelmäßig Futter vorfinden. Mit der Zeit speichern sie sich den Platz auf ihrer Fressroute ab und kehren gerne zurück. In der Zeit der Vorbereitung befische ich diese Plätze möglichst nicht. So bekommen die Karpfen mehr Vertrauen in Platz und Futter.

Dieser Kugelrunde Spiegler nahm den Köder kurz vor dem Einpacken

Als Köder kann ich Euch die Eddy Sterckx Bait Range empfehlen. Diese Boilies sind in den letzten Jahren meiner Lieblingsköder geworden, denn sie haben mich nie im Stich gelassen – egal wo ich gefischt habe. Nicht ohne Grund sind diese Köder die Nummer 1 in Belgien geworden.

Vereiste Ruten: Über Nacht war es deutlich unter Null
Die Platzwahl bleibt selbstverständlich immer vom Gewässer abhängig. Meine Angelplätze wähle ich für die kalte Jahreszeit aber gerne in der Nähe von zum Beispiel Totholz aus. Optimal ist es, wenn ein solcher Platz in einer Wind geschützten Ecke des Gewässers liegt. Dort ist das Wasser nicht so sehr den teilweise eiskalten Winden ausgesetzt und meist etwas wärmer.

Die Köder meines Vertrauens...

An den Gewässern, an denen ich Fische, suchen sich die Fische zwischen dem alten Holz einen geschützten Platz zum Überwintern. In den meisten Fällen müssen sie von dort aus auch nicht weit schwimmen, um etwas Nahrung wie zum Beispiel Muscheln aufzunehmen.
Zudem achte ich auf die Wetterlage. Produktiv ist es, bei einem Tiefdruckgebiet am Wasser zu sein.

Wenn alles passt!

Wenn alles passt, hält man selbst im Winter schon sehr schnell einen schön gefärbte Fisch in die Kamera. Das Durchschnittsgewicht der gefangenen Fische ist zudem oft höher als im Sommer, weil die kleineren Fische weniger Nahrung zu sich nehmen.
Am Ende bleibt für mich das Gewicht aber zweitrangig. Hauptsache es pfeift und ich sehe, dass sich meine Vorbereitungen ausgezahlt haben.

Marcel Geritzen

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Wandkalender 2017 von Florian Läufer:

Around the world – mit den Augen eines Anglers



Es ist sein Herzensprojekt: Fotograf, Weltenbummler und Carp in Focus Autor Florian Läufer bringt seinen eigenen, großformatigen und in streng limitierter Auflage produzierten Angelkalender heraus.


Nur das beste Papier, der beste Druck, die besten Bilder waren ihm für dieses Projekt gut genug. In Zusammenarbeit mit der Möller Druck und Verlag GmbH, wo auch das bekannte Angelmagazin Rute & Rolle gedruckt wird, ist ein sehr hochwertiger Wandkalender im Format A2 entstanden, der es bei 13 Blatt auf ein sattes Kilo Gewicht bringt. Jeder Monat zeigt mit dem Hauptmotiv eine spannende Angeldestination unseres Erdballs, auf der Rückseite gibt es zusätzliche Fotos, Anekdoten und interessante Infos zu sehen und lesen.


Der passende Titel des Kalenders: Around the world – mit den Augen eines Anglers. Egal, ob im Hobby- oder Geschäftsraum, Wohn- oder Schlafzimmer – dieser Angelkalender ist ein Blickfang.

Preis: 29,90 Euro.




Erhältlich im Rute&Rolle-Shop
unter: www.ruteundrolle.de



Donnerstag, 8. Dezember 2016

Winter - die „intensive“ Jahreszeit

Wenn nachts die Temperatur deutlich unter den Nullpunkt sinkt und morgens der Nebel dicht über dem Wasser steht, genau dann hat man im späten Herbst die Chance, auf einen richtig breiten Rücken zu blicken.
Eine Garantie für den Erfolg gibt es leider nicht. Und nicht selten stellen wir uns die Frage: Warum tun wir uns das alles an? Früh am Morgen oder spät am Abend noch an den See zu fahren, sich die Finger steif zu frieren und dennoch blank nach Hause zu kommen.
Warum können wir es dann nicht einfach gut sein lassen?


Schuppengold!
Ganz einfach: Weil deine innere Stimme und dein Ehrgeiz noch immer fest dran glauben, dass du das Jahr so richtig fett abschließen kannst! Denn wir wissen: Mit dem richtigen Durchhaltevermögen ist selbst im Winter noch einiges möglich.
Platzauswahl und Engagement spielen dabei allerdings eine wichtige Rolle.
Mit Hilfe meiner Markerrute machte ich mich an meinem Hausgewässer auf die Suche nach den idealen Spots. Da das Wasser im Herbst von der Oberfläche in die Tiefe auskühlt, ziehen sich die Fische im Herbst gerne in tiefere Gefilde zurück. Wobei „tief“ immer relativ bleibt. Da mein See nicht besonders tief ist, hatte ich ein gutes Gefühl, als mein Markerblei in etwa fünf Metern Wassertiefe übel leicht schlammigen Untergrund glitt. In der Vergangenheit habe ich schon häufiger festgestellt, dass die Chancen auf Fischkontakt auf leicht schlammigen Untergrund besser sind. Vielleicht weil solche Plätze nicht nur weniger Angeldruck bekommen, sondern weil sie auch im späten Jahr noch natürliche Nahrung für die Karpfen bieten.

Eine Schuppe hier, eine Schuppe da...

Ich traf die Entscheidung, zwei Spots anzulegen. Da die Fische bei kaltem Wasser weniger aktiv ihre Runden ziehen, erhöhe ich so meine Chancen, die Fische zu finden.
Aber was und wie viel sollte ich füttern?
Um einen schnellen Biss zu bekommen, reicht jetzt ein mit Stickmix gestopftes PVA-Mesh als zusätzliches Lockangebot neben dem Hakenköder völlig aus.
Um die Fische aktiv an den Platz zu locken, fütterte ich zweimal täglich kleinere Portionen aus 16mm-Boilies und einen aus Tigernüssen, Mais und Hanf bestehenden Partikelmix.

Einer geht noch

Mein Rig hielt ich dabei sehr simpel. Ein Stiff-Filament in 25lb Stärke minimiert selbst bei weiten Würfen die Gefahr von Verwicklungen. Daran band ich mit einem „No Knot“einen Kurv Shank XX in der Größe 6. Verfeinert wurde mein Rig noch mit einen Rig Ring und einem Korda Kicker auf dem Hakenschenkel. Das gibt dem Haar die nötige Führung und sorgt für den gewünschten Eindreheffekt in die Unterlippe. Meine Montage soll sauber am Grund liegen. Deshalb zog ich noch einen Sinker ins vordere Drittel des Vorfachs. Das Rig bleibt trotz schlammigem Untergrund eher kurz. Zwischen 10 und 15 Zentimeter lang, damit die eher trägen Bewegungen der Karpfen beim Fressen schneller zum Hakeffekt führen.

Dickes Ende

Als Köder diente mir an der einen Rute ein 16mm Boilie, an der anderen Rute hing eine ausbalancierte Tigernuss.
Was soll ich sagen? Bei mir passte alles. So konnte ich jetzt auch im angehenden Winter noch ein paar unvergessliche Momente sammeln.
Aber ob nun mit oder ohne Fisch – mir bleiben die Sessions in dieser Jahreszeit immer besonders intensiv in Erinnerung.

Patrick Krenn

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Am kommenden Samstag:

Weihnachts-Event bei Adventure Fishing


Am Samstag, den 10. Dezember (von 9 - 16 Uhr) findet bei Aventure Fishing (Reismühle 5, 22087 Hamburg) ein besonderes Weihnachtevent statt. Neben Top-Weihnachtsangeboten für Rollen, Ruten, Bissanzeiger, Taschen, Swinger, Bekleidung, Zelte und vieles mehr haben Dieter Martens und Sascha Pingel von Adventure Fishing hochkarätige Gäste eingeladen:

Marc Voosen, Inhaber der Firma Pinpoint Hooks, hält einen Vortrag über die Kunst des Hakenschärfens. Er zeigt Euch das pro & contra von extra geschärften Haken in unterschiedlichen Situationen. Fragen erwünscht! Sein Vortrag läuft um 14 Uhr.



Frank Sekula, Außendienstmitarbeiter der Firma Korda, berät Euch in allen Fragen rund um das aktuelle Korda Endtackle. U.a. stellt er das neue BOOM - Vorfachmaterial vor und zeigt Euch, in welchen Situationen man es einsetzt.



Außerdem gibt es einen Trailer über den neuen Film Balkan Büffel mit Meik Pyka zu sehen.

Für Raubfischangler präsentiert Angel-Guide und Raubfischexperte Arnulf Ehrchen in seinem Vortrag "Open Water" die wichtigsten Techniken, um Großhechte im Freiwasser zu fangen. Seinen Vortrag hält Arnulf um 11 Uhr.

Kontakt: Tel.: 040/251 98 251,
 

Freitag, 18. November 2016

COMMING SOON: CiF 62

Carp in Focus 62 ist ab 25. November im Handel!
 
 
Alle Details zum Inhalt gibt´s unter:


Freitag, 7. Oktober 2016

JETZT im CiF-ABO:

DVD „Karpfenangeln vom Ufer“
von Markus Lotz GRATIS!

Die Gelegenheit solltet Ihr nicht verpassen.
Gleich Carp in Focus (Hefte 62 bis 67) abonnieren und die DVD „Karpfenangeln vom Ufer“ (Teil 1) von Markus Lotz GRATIS bekommen*.
*Die DVD wird nach Erhalt des ersten ABO-Heftes separat verschickt.



Hier geht’s direkt zum ABO:

Freitag, 16. September 2016

Thüringer Jugendangeltage

Boilie-Rollen war angesagt

Mit über 370 Teilnehmern verzeichneten die Thüringer Jugendangeltage 2016 (27./28. August) einen Teilnehmerrekord in der elfjährigen Geschichte dieser Veranstaltung.




Neben einer Vielzahl von Sponsoren schafften es über 100 Betreuer, Referenten und Angelexperten, den Kindern und Jugendlichen unvergessliche Tage an den Herbslebener Teichen zu bereiten.




Die Ehrengäste, wie Staatssekretär Dr. Klaus Sühl vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, waren angetan von der guten Organisation, dem vielfältigen Programm und der großen Teilnehmerzahl. Von allen Seiten gab es viel Lob für die Jugendarbeit des Landesanglerverbands Thüringen e.V. (LAVT) und des SFV „Unstrut“ e.V. Herbsleben, welche den Event veranstalteten.


Besonders großes Interesse seitens der Teilnehmer gab es am Boilie-Workshop. Thomas Rechenbach (Pro Line), Tobias Steinbrück (Nash) und Mario Winter waren als Karpfenangler vor Ort. Die Drei rollten mit den Kids Boilies und standen für Tipps und Fragen zur Verfügung.

Montag, 22. August 2016

HALBZEIT

von Etienne Gebel

Kaum zu glauben, aber das Karpfenjahr 2016 ist mehr als halb vorbei! Noch kann ich mich nicht wirklich damit abfinden, dass es wahrscheinlich mein persönlich schlechtestes Angeljahr werden wird. Zwar steht noch eine Herbstsaison bevor, aber die war in den vergangenen Jahren auch nicht mehr was sie mal war.
Wieder sitze ich alleine im Zelt am See und grübele, ob es richtig ist, bei solchen Bedingungen am Wasser zu sein. Es ist bereits dämmerig draußen und obwohl es schwül heiß ist, musste ich notgedrungen ins Zelt flüchten. Mindestens 15 Mückenstiche habe ich draußen in kürzester Zeit abbekommen. Die Mückenpopulation bei uns am Niederrhein ist dieses Jahr gigantisch.
Die Blutsauger haben – im Gegensatz zu mir – scheinbar eine Topsaison 2016! Im Freien ist es wirklich kaum auszuhalten.


Typisch Sommer 2016: immer wieder Regenschauer gepaart mit sonnigen Abschnitten
Ich schaue aufs Handy. Der Wetterdienst meldet eine tropische Nacht mit schwülen 20-22 Grad und Regenschauern. Ich hoffe ich muss nicht raus, denn draußen wartet das Übel mit Flügeln.
Eigentlich hasse ich das Angeln im Sommer. Da ich aber bislang ein schlechtes Fangjahr hatte, kann ich mich nicht zügeln. Ich muss raus ans Wasser. Obwohl ich nur mit T-Shirt und Boxer Shorts bekleidet auf dem Schlafsack liege, schwitze ich. Ich könnte mich selber hassen, weil ich angeln gegangen bin.
Sei´s drum – meine Rigs liegen jedenfalls perfekt. Wenn da ein Fisch vorbei kommt, wird es hoffentlich piepen.


Das Wasser steht an einigen meiner Gewässer immer noch bis auf die Wiesen
Meine bisherigen Misserfolge schiebe ich aufs Wetter, bzw. dem hohen Wasserstand, meiner eigenen Inflexibilität und den starken Angeldruck an den von mir befischten Gewässern. Durch viel zu viel Regen und den selbst jetzt immer noch ungewöhnlich hohen Wasserstand ziehen die Fische an einigen meiner Gewässer in komplett neue Bereiche und stehen teilweise zwischen den gefluteten Bäumen und Sträuchern. Dort kann ich sie nicht beangeln.
Der schärfste Haken und das beste Rig hilft nichts, wenn die Fische streiken

Wie an einem meiner Lieblingsgewässer, ein großes altes Baggerloch am Rhein. Dort kann ich dieses Jahr nicht wie geplant angeln, denn alle interessanten Bereiche stehen meterhoch unter Wasser. Ein Boot ist dort verboten und die wenigen Angelplatz sind selbst unter der Woche ständig besetzt.
Also weiche ich seit Wochen schon auf andere Gewässer auf. Das Problem habe nicht nur ich, sondern viele andere Angler aus meiner Region. Deshalb konzentrieren sich die Angler auf weniger befischbare Gewässer, der Angeldruck steigt somit weiter an.


Autan Anti Mücken Spray – mein ständiger Begleiter in diesem Sommer
Es ist etwa 1:30 Uhr Nachts, als ich das letzte Mal auf mein Handy schaue. Es ist immer noch stickig und warm im Zelt, obwohl alle Mückengitter offen sind. Die riesigen Mückenschwärme sind vor den Gittern mit einem deutlichen Summen zu hören. Es müssen Tausende sein, die in den nahen Sträuchern auf ihre Blutmalzeit warten.


Hoher Angeldruck und viel Futter im Wasser – darum verwende ich wenig Futter und grelle Hakenköder
Nach einem intensiven Arbeitstag und dem anschließenden Kraftakt, mein Tackle ans Wasser zu bekommen und aufzubauen, falle ich trotz der Mückenplage in den Tiefschlaf. Gegen Morgen in der Dämmerung werde ich wach. Es regnet wie aus Eimern. Trotzdem ist die Luft immer noch schwül, es fällt mir schwer zu atmen. Die Nacht über ist nichts passiert, von Karpfen keine Spur. Außer dass ich mehrfach durch ein Stechen und Summen übler Moskitos wach geworden bin. Mit den kleinen Arschgeigen habe ich mir in meiner kleinen Behausung ein regelrechtes Gefecht geliefert. Zwar habe ich am Ende gewonnen, dafür bin ich ein paar Mückenstiche reicher.


Wieder kommt das Wasser wie aus Kübeln vom Himmel
Ich setze mir gerade eine wohlverdiente Tasse starken Kaffee auf: Zack, ein Schlag in der Rutenspitze, die sich kurz darauf nach vorne neigt.
Karpfen!
In der Hektik trete ich den heißen Wasserkessel vom Kocher und verbrühe mich auf dem Weg zur Rute an der Hand.
Fürs Jammern bleibt keine Zeit, denn mein Kontrahent liefert mir einen feinen Drill. Selten war ich so nervös. Bedingt durch das schlechte Jahr und einigen Fischverlusten ist mein Selbstvertrauen stark angekratzt. Wenn man sogar an seinem 100-Prozent-Vertrauensrig zweifelt, ist es weit gekommen.
Jeder Fisch bringt ein Stück Selbstvertrauen zurück

Der gut genährte Spiegler bringt mir jedoch ein Stückchen meines Vertrauens zurück.
Das ist mir die mehr als 25 Mückenstiche plus eine verbrühte Hand wert.

Montag, 1. August 2016

Karpfen-Abenteuer in Süd-Frankreich


Radical-Teamangler Robin Illner kommt gerade von einer spannenden Expedition aus Südfrankreich zurück. Zusammen mit Freunden war er für fast drei Wochen im Süden des Landes unterwegs. Was er dort erlebte, ist atemberaubend. Illner startete seine Tour mit der außergewöhnlichen Idee, mehrere Tage einen kleinen Fluss mit dem Kanu herunterzufahren, um Karpfen zu suchen und zu fangen.

Robin Illner mit einem kräftigen Fluss-Kämpfer

Einmal in den 30 km langen Kanyon hinein gefahren, gibt es kein zurück. Bis zu 300 Meter hohe Schluchtwände säumen den Fluss. Robin musste die gesamte Schlucht durchfahren oder für immer dort bleiben. Über den Köpfen der Karpfenkanuten kreisten majestätische Geier. Höhlensysteme und kalte Quellen zogen am Ufer entlang. Am Tage wurde gerudert, am Nachmittag und Abend geangelt und starke Flusskarpfen gefangen. Die Ausrüstung war minimalistisch, wie bereits bei seinem Gran Canaria Abenteuer im vergangenen Jahr. Auf die Kanus passen nur Ruten, etwas Futter und ein Kescher. Geschlafen wurde in Hängematten in der nackten Felswand oder auf dem Boden im Flusssand.
Diese Abenteuertour war erst der Anfang der großen Reise, zog es das Team doch noch weiter gen Süden. Der berühmte Lac de Salagou, eines der mystischen Gewässer der europäischen Karpfenscene war das Etappenziel. Rote, durch Eisen gefärbter Sandstein lässt den See am Abend bei niedrigem Sonnenstand in einem kräftigen Rot erstrahlen. Die ersten Tage wehte ein kräftiger Wind, so dass die Boote beim Platzwechsel mit Wasser vollliefen. Alle Herausforderungen wurden gemeistert und die Fische nahmen die Futterplätze an.


Das nächste Etappenziel: der Lac de Salagou

Während viele andere Angler im Sommer oft die erfolgreichen, tieferen Bereiche des Sees auswählten, setzt das Team auf die flacheren Buchten. Diese Entscheidung war goldrichtig. Tiefe Bereiche des Sees schienen wie leergefegt und die flachen, teils stark mit Krebsen besiedelten Areale, waren die Holding Areas der Karpfen. Getrocknete, knallharte Bloody Chicken und Yellow Zombie Boilies brachten Fische bis über 21 kg an den Haken. „Das Erlebnis einer vielseitigen Flora und Fauna, war auf dieser Tour gigantisch: Schlangen im Wasser, Skorpione und Kakteen am Ufer und eine atemberaubende Landschaften machten dieses Abenteuer einzigartig! Dazu ein gelungener Abschluss mit guten Karpfen an jedem Gewässer, das wir beangelten“, berichtet Robin Illner.



Mittwoch, 27. Juli 2016

Korda und die Kapitalen – Friedmann fängt 37 und 28 Kilo

Was dieses Jahr im Team Korda abgeht, ist nicht mehr feierlich. Etliche Fische über 20 Kilo und einige zwischen 25 Kilo und 32 Kilo wurden aus Deutschland und Österreich gemeldet. Doch mit der Meldung eines unglaublichen Schuppenkarpfens von 37 Kilo setzt der österreichische Teamangler Michael Friedmann dem Ganzen die Krone auf. Damit nicht genug, er fing noch einen weiteren Giganten mit über 28 Kilo!
Anlass für Korda’s Christopher Paschmanns, dem bekannten Big Fish-Angler ein paar Fragen zu stellen:


Christopher: Michael, gratuliere! Unfassbar dieser Schuppi! Wo hast du ihn gefangen?

Michael: Danke! Ich kann es selbst kaum fassen... Gefangen habe ich den Fisch am Iles-3 oder auch Drei-Insel-See. Ein sehr schönes, naturbelassenes kommerziell bewirtschaftetes Gewässer vom Betreiber Carpa-Sens in Frankreich. Dort fischte ich auf Stelle 15 für eine Woche.

Schwer zu heben hatte Michael Friedmann bei seinem Riesenschuppi von 37 Kilo


Ich kenne dich und weiß, dass du nie ohne Plan an eine Sache ran gehst. Warum hast du diese Stelle gewählt und kanntest du diesen Fisch?

Du hast Recht, diese Stelle habe ich tatsächlich wegen genau diesem Karpfen gewählt. Von dort kann man vor einem großen, versunkenen Baum bei der gegenüberliegenden Insel fischen. Genau dort hat mein französischer Teamkollege Pierre Meyer den Riesenschuppi vor zwei Jahren mit einem Gewicht von 33 Kilo gefangen – schon damals der Größte des 40-Hektar-Sees. Danach wurde er aber nicht mehr gefangen. Dass er genau dort, an diesem Spot, wieder beißen würde war mein Wunsch. Dass er in Erfüllung ging hätte ich mir nicht träumen lassen... Und mittlerweile wiegt das Tier unglaubliche 37 Kilo!

Korda´s Krank X: Friedmanns erste Wahl, wenn es um große Fische geht

Irre, gut geangelt! Da hast du deine Hausaufgaben gemacht würde ich sagen! Welche Taktik hast du eingesetzt?

Ich habe etwas probiert, von dem du mir berichtetest. Tagsüber habe ich nur gefüttert, Mainline Hybrid Boilies, und nur nachts gefischt. Zweimal täglich fütterte ich. Die Fische sollten vertrauensvoll fressen. Gefischt habe ich dann einzelne Hakenköder ganz ohne Beifutter. Mit dem Ziel, einen dicken zu fangen, der nach der großen Masse kleinerer Fische am Platz frisst. An dem Abend bevor der Schuppi biss leerte ich zwei Flaschen Wonder Berry GOO über dem Platz. Es entstand eine gewaltige stark duftende weiße Wolke, die lange über dem Platz schwebte. Der erste Fisch der in dieser Wolke meinen einzelnen Köder fand war der Riesenschuppi! Der Plan ging auf!

Eine duftende, weiße Wolke aus GOO Wonderberry brachte den Riesenfisch an den Platz

Allerdings! Und was für Rigs und Köder hast du eingesetzt?

Den 74-Pfünder fing ich auf einen Wafter, also einen ausbalancierten Hakenköder: Peaches & Cream von Mainline. Als Rig habe ich auf das sehr bewährte IQ D-Rig aus 20lb IQ2 gesetzt. Als Haken mein aktueller Großfischfavorit, der Krank X in Größe 6 – ein sehr starkes Eisen! Den Widerhaken habe ich angedrückt, am 3-Iles ist Schonhakenpflicht.

Was hast du denn sonst noch gefangen in der Woche?

Ich hatte ein sehr gutes Ergebnis mit 17 Fischen. Die meisten wogen zwischen 15 und 17 Kilo, ein weiterer hatte 21 Kilo und ja, da wäre noch der 28,2 Kilo Spiegler. Den habe ich allerdings abseits vom Futterplatz beim Stalking gefangen.

Der zweite Riese: ein Spiegler von 28,2 Kilo
Wow! Einfach krass! Bei den Ausmaßen des Schuppis geht der Spiegler förmlich unter. Vielen Dank für das sehr interessante Interview!


Den kompletten Fangreport von Michael Friedmann lesen Sie hier:
 

Infos zum Iles-3-See in englischer Sprache bekommen Sie hier:

Freitag, 22. Juli 2016

10 Jahre Carp in Focus!

Unsere Jubiläumsausgabe 60 ist ab
29. Juli im Handel

Mit Ausgabe 60 dürfen wir ein rundes Jubiläum feiern. Anlass für einen Blick hinter die Kulissen von Carp in Focus. Wie entstehen die Ausgaben, was steckt dahinter? Carp in Focus Chefredakteur Kay Synwoldt stellt sich im Interview den Fragen von unserem Mitarbeiter Etinne Gebel. Neben dem, passend zum Sommer, Praxis bezogenen Inhalt halten wir uns nicht damit auf, uns selbst zu feiern – im Rahmen unserer großen Gewinnaktion geben wir etwas zurück. Zusammen mit unseren Werbepartnern verlosen wir unter unseren treuen Lesern Sachpreise im Gesamtwert von über 4.000 Euro!

Alle Details zum Inhalt gibt´s unter:
http://www.carpinfocus.de/index.php?option=com_content&task=view&id=209&Itemid=33



Donnerstag, 30. Juni 2016

Von ganz unten nach ganz oben

Drei Tage Angelzeit standen meinem Bruder Philipp und mir zur Verfügung. Unser Plan war, die Karpfen beim Herausziehen aus ihren flachen Laichgebieten abzufangen.
In diesem Frühjahr war es uns jedoch unmöglich, genau zu bestimmen, wann das Liebesspiel stattgefunden hat. Regelmäßig waren wir vor Ort in Frankreich. Wir fingen über Wochen sehr gleichmäßig, beobachteten die üblichen Laichgebiete, aber stellten bei keinem einzigen Fang irgendwelche Laichspuren fest. Wir waren zwar zufrieden, aber spürten doch genau, dass irgendwas nicht so tickt wie in den Jahren zuvor.
So handelten wir bei der darauf folgenden Session routiniert. Das erste Mal in dieser Angelsaison setzten wir größere Futtermengen an proteinhaltigen Boilies ein und verteilten unsere Ruten über eine größere Wasserfläche in unterschiedlichen Wassertiefen.
Ein großer Fehler, wie sich schon nach einem Tag zeigte: Wir erwarteten viel, aber es passierte nichts!
 


Auch ein selbst erarbeitetes Konzept stumpf zu kopieren, ist selten von Erfolg gekrönt. Flexibilität und die Fähigkeit, sich schnell auf aktuelle Gegebenheiten einzustellen – das kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.
So packten wir unsere Ausrüstung wieder zusammen, verwarfen unseren ursprünglichen Plan und schauten uns weitere Gewässer in der nordfranzösischen Mosel-Region an, bis wir das Gefühl hatten, dass sich ein Versuch lohnen könnte bei unserem noch vorhandenen Zeitfenster.
Danach richteten wir nun auch unser Angeln aus. Geringer Futtereinsatz mit visuell stark auffälligen Boilies, sowie kurze Angeldistanzen zu den bewachsenen Gewässerbereichen, um schnelle Anbisse zu bekommen, um die verfügbare Restzeit optimal ausnutzen zu können.




Der Crazy Clinic Boilie von Radical ist weiß ummantelt, verfügt über einen roten Fruchtkern mit schnell arbeitenden Minipellets und lockt durch sein einzigartiges Flavour. Er ist damit perfekt geeignet für dieses Angeln und brachte uns seit seiner Markteinführung immer gute Erfolge.
Unsere Montagen hielten wir einfach aber robust, dickdrähtige Haken aus bestem Stahl an 30lb Power Combi Link Vorfachmaterial, Safety Clips, die das Blei im Fall eines Abrisses freigeben und drei Meter vorgeschaltete 0,60mm Mono Schlagschnüre.
Damit ist man gerüstet, um die Karpfen selbst aus einem Unterwasserdschungel, ihren grundsätzlich bevorzugten Aufenthaltsorten, sicher in ein Keschernetz zu führen. Als Hakenköder verwenden wir gerne eine Kombination aus sinkendem 20mm Boilie und auftreibendem 16mm Pop-up, der sogenannten Snowman-Präsentation.


Am Morgen des 13.06.2016 hörte ich einige kurze Signaltöne meines Bissanzeigers. Mit einem Blick realisierte ich: Der Swinger war straff unter dem Blank meiner Old School Traditional und die Rutenspitze zeigte gekrümmt zu meinem Angelplatz. Schnur zog der Fisch jedoch nicht von der Rolle. Ein typisches Anzeichen für einen Karpfen, der ins nahe gelegene Kraut geschwommen ist und sich dort festgesetzt hat.
Mit einem kleinen Schlauchboot ruderte ich dem Fisch entgegen und spulte ohne Druck auszuüben die Schnur auf meine Radical Teaser Rolle. An der kurzen Schlagschnur angekommen legte ich die Rute beiseite und zog mit der Schnur in der Hand und gefühlvollem Druck den Karpfen aus dem Krautfeld. Dieser realisierte vermutlich erst dann, was ihm geschah und schwamm zu meinem Vorteil dann ins Freiwasser. Ich nahm meine Rute wieder auf und konnte nach langem Drill einen echten Ausnahmekarpfen keschern.

Was für eine Bombe: 31,2 Kilogramm!

Am Ufer bestätigte genaues Wiegen seine unglaublichen Ausmaße. Ich hatte einen Spiegelkarpfen von deutlich über der magischen 60-Pfund-Marke gefangen. Auf einmal machten 31,2 Kilogramm meine Kurzsession gegensätzlicher, wie sie nur sein konnte: Von ganz unten nach ganz oben in wenigen Stunden. So ist Karpfenangeln.

Patrick Haas

Mittwoch, 29. Juni 2016

FREIHEIT IN DER NUSSSCHALE

Marx Vorstellung einer freien Gesellschaft – "Morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden" – beschreibt die Seele eines selbst bestimmten Lebens treffend.
Wären da nicht Erwerbsarbeit, Studium und andere Verpflichtungen im Alltag, würde dem Traum meines Anglerdaseins nichts im Wege stehen. Umso mehr gilt es, die kurzen Momente am Wasser voll zu genießen. Beim Fischen will ich möglichst wenig Filter zwischen mir und der Natur haben. Auf Smartphone oder Tablet kann ich getrost verzichten.
Dank sommerlicher Temperaturen kann ich endlich weg von der Bus-Angelei am Kanal und mich der Havel vom Boot aus zuwenden.

Mobiler Angelplatz auf dem Schlauchboot

Da sich mein Angelplatz nun auf ein Schlauchboot von 3,30 Meter Länge beschränkt, muss ich mich von unnötigem Schnickschnack trennen. Nach anfänglichem Zweifel, ob die wenigen Sachen in den zwei wasserdichten Plaste-Boxen wirklich ausreichend sind, merkte ich wie überflüssig viele Dinge waren.
Wenn man sich nur kurz am Wasser aufhält, braucht es nicht viel Tackle. Wozu alles doppelt und dreifach einpacken? Die unnötige Sicherheit, auf alles vorbereitet zu sein, ließ meine Freiheit in der Vergangenheit schrumpfen.

Rigs are ready...

Der neu gewonnene Purismus auf meiner kleinen Nussschale lässt in mir nicht nur das Gefühl der Freiheit aufkommen, sondern verschafft mir auch mehr Zeit. Zum Ab- und Aufbauen sind weniger als zehn Minuten nötig. Anker lichten, Montagen einkurbeln, Banksticks verstauen und ich kann verschwinden. Auch auf ein Zelt kann ich verzichten – wenn Petrus es gut mit mir meint. Was gibt es Schöneres, als nachts vom sanften Wellenschaukeln aufzuwachen und einen direkten Sternenblick zu erhaschen, bevor man weiterschläft?
Mit dem Boot bleibt mein Angeln nicht mehr auf abgetrampelte Angelstellen beschränkt. Ich begebe mich auf neue Wege, betrachtet die Angelei aus neuer Perspektive.

Ein Gefühl von Freiheit

Unvergesslich bleibt für mich die erlebte, klare Sternennacht im (Voll-)Mondschein. In einer Schneise zwischen Schilfgürtel und Seerosenfeld streichelten Wellen sanft mein Boot. Es war eine meiner ersten Nächte auf der Nussschale. An Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder weckten mich Mond und Wellenbewegung. Auch die Karpfen schienen aktiv zu sein. Ich vernahm nur unweit von meinem Spot entfernt im Halbschlaf das dumpfe Klatschen eines massiven Fisches auf der Wasseroberfläche.

Ein alter Havel-Recke

Mein Blick schweifte gen aufgehende Sonne, ich wollte einen Blick auf die durch den Fisch verursachte Wellenbewegung des Fisches erhaschen, als just in diesem Moment eine meiner Ruten ablief. Der Biss riss mich endgültig aus meiner Traumwelt. Noch etwas benebelt stand ich im nächsten Moment mit krummer Rute im Wasser und zog wenig später einen alten Havel-Recken über den Kescher. Nach einem kurzen Fotoshooting schlürfte ich noch wie gewohnt meinen morgendlichen Espresso, ließ mir die Sonne ins Gesicht strahlen und die Erlebnisse der vergangenen Stunden Revue passieren.
Die (unbegrenzten) Wassermassen der Havel und die Bootsangelei sind für mich seitdem zum Inbegriff der Freiheit geworden. Durch die Momente auf den Weiten des Wassers kann ich die Zwänge des (Alltags-)Lebens über Bord werfen und mir selbst und der Natur ein Stück näher kommen.

Alexander Lenk