Mittwoch, 13. Januar 2016

"ALIBI-ANGELN"



Ich war angeln.
Alibi-Angeln, um genau zu sein.
Kennen Sie nicht?
Beim so genannten „Alibi-Angeln“ ist nicht das Angeln an sich der Antrieb.
Auch nicht der mögliche Fangerfolg.
Es ist eher eine Flucht. Eine Flucht vor der Frau, die zuhause nervt. Eine Flucht vor dem Alltag, um vielleicht in Ruhe mal ein paar Biere zu trinken, oder einfach an frischer Luft die Seele baumeln zu lassen.
Oder aber – und dieses Motiv scheint mir weiter verbreitet, als viele Zeitgenossen zugeben werden – man geht angeln, weil einem schlichtweg nichts Besseres einfällt.
Weil die Party fürs Wochenende kurzfristig abgesagt wurde, die Freundin einen Frauenabend geplant hat, oder vielleicht auch, weil Karpfenangeln irgendwie „cool“ ist.

Gut gesoaked ist halb gefangen...
Bei mir ist es weder die Frau die nervt, noch ein Mangel an Beschäftigungs-Alternativen.
Im Gegenteil: Über den Jahreswechsel hinweg stand ich unter Termindruck. Carp in Focus 57 geht diese Woche in Druck. Dafür musste alles rechtzeitig fertig werden. Und das bedeutet für mich lange Arbeitstage. 12 bis 14 Stunden sind normal.
Von wegen Tritratrullala, der Weihnachtsmann ist da. Auf Feiertage kann ich da keine Rücksicht nehmen, der Drucktermin steht.
Aber nun war alles fertig und ich musste einfach mal raus.
Raus aus dem Büro, weg vom Bildschirm.
Dazu kein Telefon, keine Mails, kein Internet... was für eine Befreiung!
Auch wenn es nur für ein paar Stunden oder eine kurze Nacht ist.

Hauptsache, die Schnüre sind nass...
Normalerweise ist das bei mir anders, aber der Fangerfolg war dieses Mal auch bei mir zweitrangig. Und er war außerdem wenig realistisch. Nicht Anfang Januar, nicht ohne wenigstens ein wenig Vorbereitung.
Zudem scheint das bisher eher milde Wetter selbst bei uns am Niederrhein auf dem Rückzug. Nun bekommen wir offensichtlich doch noch unser Fett weg.
Draußen hatte es drei Grad und Nieselregen – das fühlt sich auch bei uns nach Winter an.
Das Rutenauslegen: reine Makulatur.
Trotzdem hing selbstverständlich ein Köder am Haken. Reichlich mit Liquid geschwängert – eigentlich ideal für den kurzen Einsatz. Dazu ein paar Pellets.
An der anderen Montage versuchte ich es mit etwas Fake-Mais.

An der anderen Montage versuche ich es mit Fake-Mais
Bisse?
Nein, hatte ich nicht. Aber das lag sicher nicht am Köder.
Mir war der Blank in diesem Fall allerdings egal. Es ging eher um das befreiende Gefühl, am Wasser zu sein.
Und das habe ich in den vergangenen Jahren im Januar eher selten erlebt.
So fängt das Jahr doch positiv an. Trotz Alibi-Angeln.

Kay Synwoldt

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