Freitag, 17. April 2015

Der frühe Vogel...



...fängt den Wurm.

Heißt es.
Mit dem Karpfenangeln im zeitigen Frühjahr ist das nämlich so eine Sache. Die Wassertemperatur steigt in den meisten Gewässern nur langsam an. Obwohl die ersten sonnigen Tage schon T-Shirt-Wetter verheißen, kann der Schein trügen. Mit großen Erwartungen, heiß wie Frittenfett geht es raus zu den ersten Sessions. Meist erfahren wir dann unseren ersten Dämpfer. Denn die Fische sind entweder noch kaum oder gar nicht aktiv auf Nahrungssuche.
Oder es wird mit zu viel Futter gearbeitet.
Die Devise „weniger ist mehr“ gilt nicht nur für den Winter. Auch im zeitigen Frühjahr sollten wir mit unseren Futtermengen sparsam sein. Zu groß ist die Gefahr, dass die wenigen fressenden Fische sich an unserem Futter satt fressen und unseren Hakenköder nicht beachten.

Auch im Frühjahr lieben die Karpfen natürliche Deckung
Doch wie kommen wir trotz dieser vermeintlich schwierigen Bedingungen zu unseren ersten Frühlingskarpfen?
Auch in den Monaten März und April kann es unter der Wasseroberfläche noch ganz anders aussehen, als darüber. Denn Wasser erwärmt sich im Gegensatz zur Luft relativ langsam. Für die ersten Trips empfiehlt es sich, an flachen, kleineren Seen oder Flüssen zu angeln, die sich schneller aufwärmen als tiefe Baggerseen.
Auch Kanäle eignen sich zu dieser Jahreszeit sehr gut, um die ersten Karpfen zu fangen. In Flüssen und Kanälen sind die Fische aufgrund der vorhandenen Strömung und dem Schiffsverkehr sozusagen in Zugzwang. Sie bewegen sich und verbrauchen Energie. Diese Energie müssen sie in Form von Nahrung wieder zu sich nehmen. Das heißt zum Beispiel für Flusskarpfen konkret: wenn sie nicht regelmäßig Nahrung zu sich nehmen, überleben sie den Winter und das zeitige Frühjahr womöglich nicht, während ihre Kollegen in den tieferen Seen ihre Aktivität beruhigt auf ein Minimum beschränken können.

Auf meinen ersten Fisch brauche ich nicht lange zu warten



Diese Nahrung finden Flusskarpfen häufig in der Nähe von im Wasser liegendem Totholz, wie abgestorbenen Bäumen. Auch tiefe Ausspülungen oder Altarme können einen Versuch wert sein. Wichtig ist, dass man bei seiner Vorbereitung größten Wert auf die Location setzt. Jetzt gilt es, die Fische zu finden und wirklich genau dort zu angeln. Denn weite Strecken legen sie in den meisten Fällen noch nicht zurück. Das würde Ihren Energiehaushalt aufgrund der noch knapp verfügbaren Nahrung unter Wasser sprengen.
Mit ein wenig Geduld lassen sich Karpfen in den meisten Fällen an solchen markanten Plätzen ausmachen. Ähnlich wie im Winter „stehen“ sie dann sehr nahe beieinander. Hat man so ein Winterquartier entdeckt, lohnt es sich definitiv, hier auch in den ersten Tagen und Wochen des Frühjahrs einen Versuch zu starten.
Auch ich habe mich mit leichtem Gepäck ans Wasser begeben. Nachdem ich eine längere Flussstrecke mehrmals zu Fuß abgelaufen war, fand ich eine vielversprechende Stelle. Ich verbrachte einige Zeit nach der Arbeit damit, die Wasseroberfläche zu beobachten und stellte fest, dass hier Aktivität zu verzeichnen war. Bugwellen, Gründelspuren und viele Kleinfische.

Wenn die Sonne wieder steigt, werden die Karpfen aktiv

So entschloss ich mich zunächst, vorsichtig zu füttern. Pro Tag eine Dose Mais und zwei Hände Boilies auf Basis eines attraktiven Milchproteinmixes, der auch bei geringen Wassertemperaturen gut arbeitet.
Das Ganze wiederholte ich lediglich zweimal, bevor ich angeln ging. Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten. Ich hatte schon nach zwei Stunden am Nachmittag den ersten Flusskarpfen für dieses Jahr auf der Matte. Weitere zwei folgten am Morgen darauf, während die Nacht erwartungsgemäß ruhig verlief.
Jetzt, zu Beginn des Frühlings, hat die Sonne einen enormen Einfluss auf das Fressverhalten der Karpfen. Sobald sich das Wasser am Abend hingegen wieder abkühlt, tendieren die Aktionen der Karpfen gegen null. Außer Bresen nichts gewesen heißt es dann meist am nächsten Morgen. Denn die Schleimer lehnen die attraktiven Hakenköder nicht ab. Aber gegen einen Beifang habe ich nichts einzuwenden. Ganz besonders nicht nach einer Winterpause.

Daniel Wiesner

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