Mittwoch, 10. Februar 2016

ASCHERMITTWOCH

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Aus der Sicht überzeugter Karnevalisten jedenfalls. Ich kann dem Höhepunkt der fünften Jahreszeit wenig abgewinnen, ich halte wenig von Verkleidung und bin zu alt für sinnlose Saufgelage.
Trotzdem hat das Ende der närrischen Zeit etwas Gutes. Für mich ist es in jedem Jahr die letzte Hürde, die es bei der scheinbar nicht enden wollenden Warterei auf den Frühling zu nehmen gilt.
Von nun an geht’s bergauf.
Natürlich steht deshalb nicht gleich der Frühling vor der Tür und die Schrecken des Winters sind noch nicht vergessen.
Aber nach Karnelval frieren die Gewässer erfahrungsgemäß nur noch selten zu, der Beginn einer neuen Angelsaison kommt in Sichtweite.

Wo bleibt der Frühling?
In diesem Jahr hat es hier am Niederrhein kältetechnisch ohnehin nur für ein paar kurze Wintermezzos gereicht.
Dafür regnet es seit Monaten praktisch ununterbrochen. An den kleinen Flüssen in der Nähe, an denen ich traditionell meine Saison beginne, herrscht seit einer gefühlten Ewigkeit Hochwasser. Die braune Brühe ist nicht befischbar. Selbst mit der Posenrute hat das Angeln wenig Zweck.
Deshalb weiche ich für eine Nacht an einen kleinen Baggersee aus. Dort steht das Wasser zwar zurzeit auch bis zum Stehkragen, aber dort habe ich wenigstens nicht mit reißender Strömung zu kämpfen.

Am Haken bleibt es minimalistisch
An meinen Montagen gehe ich minimalistisch vor: etwas Stickmix in PVA, dazu ein paar Boilies – das war´s.
Eine attraktive Falle bringt jetzt die beste Aussicht auf Erfolg.
Trotzdem bleibt meine Zwischendurch-Session eher Verzweiflungstat, als ernsthafter Versuch mit realistischer Aussicht auf Erfolg. Mir geht es darum, frische Luft zu schnuppern, auszuloten, wo der Frühling ist.
Das tut gut.
Tatsächlich: Die Vogelwelt zwitschert verheißungsvoll. Wenn das kein gutes Zeichen ist?
Und angeltechnisch kann man schließlich nie wissen.
Zuhause fange ich jedenfalls nichts – so viel steht fest.
Auch das windige Mistwetter kann mir im Zelt wenig anhaben.
Morgens werde ich zeitig wach.
Irgendetwas fehlt.
Richtig, das Prasseln auf dem Zelt hat aufgehört.
Passend zur Beißzeit ist es trocken.
Mehr noch: Die Sonne hat für kurze Zeit freie Bahn und taucht den See für einen Moment in warmes Licht.
Die Szenerie scheint surreal, denn das gelbe Ding am Himmel habe seit gefühlt einem Monat nicht mehr gesehen.


Da zuckelt doch was?
Da zuckelt doch was? Ich hocke direkt neben meinen Ruten, als eine der Spitzen deutlich wackelt. Aber mein Bissanzeiger bleibt stumm, der leichte Hanger bewegt sich nicht.
Der erhoffte Biss?
Nein, wohl doch nicht.
Vielleicht sind Karpfen am Platz?
Auch das bleibt vermutlich eher Wunschdenken als Realität.
Bis zum Zusammenpacken bleibt es jedenfalls ruhig, meine Montagen bleiben unberührt.
Mit dem Abräumen muss ich mich allerdings beeilen. Der Wind legt wieder zu, die nächste Regenfront ist mit dunklen Wolken im Anmarsch.

Mein Fangbuch bleibt ohne Fisch-Eintrag
Ich sitze gerade im Auto, als der Regen wieder loslegt.
Es schüttet wie aus Eimern, alles wie gehabt.
Aber ich hatte Glück, denn wenigstens habe ich trocken eingepackt.
Auch sonst bin ich zufrieden. Ich habe wieder die unvergleichliche Spannung erlebt, jede Sekunde habe ich mit einer Aktion gerechnet.
Und darum geht es doch beim Angeln: um die Spannung, um das Unerwartete.
Selbst wenn dieses Mal der Fisch-Eintrag im Fangbuch fehlt.
Aber den hebe ich mir dann eben fürs nächste Mal auf.

Kay Synwoldt

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