Mittwoch, 4. Februar 2015

Beim ersten Mal


Das passiert nicht jeden Tag: CIF-Leser und Carpspot-Teamangler Kevin Spanl fing seinen Traumfisch während seiner ersten Session an einem für ihn neuen Baggersee. Wer beim Angeln seine Erwartungen nicht zu hoch schraubt, dafür aber alles gibt, wird manchmal früher belont, als gedacht.


Verschlafen schaue ich aus meinem Brolly aufs Wasser und beobachte die Nebelschwaden wie sie über das strömende Wasser ziehen. Die vergangene Nacht machte ich kaum ein Auge zu. Leider lag das nicht an übermäßigem Fangerfolg. Abgefallene Blätter und Äste, die im Fluss trieben und sich ständig in meinen Schnüren verfingen, hielten mich wach. Eine Tasse Kaffee wärmt meine Hände und ich denke an die vergangenen Monate zurück. Besonders eine Session blieb mir da in Erinnerung. Ich realisiere immer noch nicht, was mir da gelungen ist.

Gleich rennt sie wieder ab...

Sommer 2014. Es regnete wie aus Kübeln, der Schiedsrichter beendete die legendäre WM-Partie zwischen Deutschland und Brasilien. Währenddessen packte ich noch die letzten Teile für eine gemeinsame Session mit meinem Kumpel Manfred Weiland. Nachts um 1 Uhr wurde das Auto beladen und mit bester Laune ging es an den Baggersee, in dem unter Anderem ein über 20 Kilo schwerer Halbzeiler schwimmt. Ihn ernannte ich kurzerhand zu meinem Zielfisch. Nur aus Spaß natürlich. Denn für mich war der Baggersee neu und mein erstes Ziel war es, überhaupt einen Fisch zu fangen.

4-Fish-GLM-Boilie mit Flummingo am Longshank
Doch bevor wir auf einen Fisch warten konnten, musste das Tackle noch vom Auto ins Faltboot und vom Faltboot auf den Platz gebracht werden. Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen. So mussten wir auch unsere Zelte im strömenden Regen aufbauen.
Erst gegen 5 Uhr morgens waren wir bereit, die Ruten auszulegen. Wir warteten noch bis zur Dämmerung, damit wir die richtigen Spots leichter finden. Als meine Stiff-Rigs endlich lagen, war ich total durchnässt.
Aber für eine Verschnaufpause war keine Zeit: Schon nach 15 Minuten konnte Mani den ersten Lauf verzeichnen. Im 45-Minuten-Takt fing er vier Fische bis 12 Kilo.

Startschuss mit 10,2 Kilo
Um 10 Uhr lief meine Rute auch endlich ab. Nach gutem Drill landete ich einen Rüssler der 10-Kilo-Marke. Mein erstes Ziel hatte ich somit erreicht. Obwohl der Fisch kein Riese war, bekam ich mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht – ehrliche Freude beim Angeln.
Aber es sollte noch weiter gehen. Im Laufe des Nachmittags fanden noch einige Fische bis über 14 Kilo den Weg auf die Abhakmatte. Da konnte selbst das schlechte Wetter und die nasse Kleidung gegen unsere gute Laune nichts ausrichten.

Wir kamen kaum zur Ruhe, eine Rute lief immer
Abends schauten wir dann auf dem Handy das Halbfinale Argentinien gegen die Holländer. Kurz nachdem der Schiedsrichter die beiden Mannschaften in die Kabinen geschickt hatte, meldete sich mein Bissanzeiger mit einem Dauerton. Mein Snowman hatte wieder einen Abnehmer gefunden. Perfekt!
Kopflampe an und ab an die Rute. Die Schnur wurde konstant von der Rolle gezogen. Das änderte sich auch nicht, als ich die Rute aufgenommen hatte. Der Fisch zeigte sofort, wie viel Kraft in ihm steckt, denn er zog bei sehr geschlossener Bremse fast die ganze Spule leer und das bei seiner ersten Flucht. Als sich die Schnur dem Ende zuneigte, machte ich gezwungenermaßen mehr Druck um ihn abzubremsen. Als er endlich Halt machte, pumpte ich ihn wieder durch den halben See zurück. Der Fisch kam gut mit, setzte sich allerdings immer wieder in kleinen Krautfeldern fest. Als er endlich auch aus dem letzten Hindernis befreit war, gab er wieder richtig Gas.

Over the moon: die Halbzeile mit 21,6 Kilo

Mit meiner 2,25lb-Rute machte der Drill natürlich besonderen Spaß. Ein regelrechtes Tauziehen zwischen dem Bullen und mir. Nach mittlerweile über 20 Minuten hatten wir ihn natürlich schon gesehen. Es war kein ganz schlechter – soviel stand fest.
Und kurz vor den Maschen erkannte Mani eine Große Schuppe auf der einen Flanke.
„Das ist er!“
Ich war zuerst ganz ruhig. Obwohl ja irgendwie logisch war, welchen Fisch Mani meinte: Es war tatsächlich der dicke Halbzeiler. Und das gleich bei meiner ersten Session an diesem Gewässer.
21,6 Kilogramm zeigte die Waage an. Nicht sein Topgewicht, aber das war mir egal. Dass mir dieser Traumfisch tatsächlich bei meiner ersten Session an den Haken geht, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich hätte mich mit dem Erreichen meines Minimalzieles genauso zufrieden gegeben.

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